Oberleutnant Max Immelmann

Der Adler von Lille, mit bürgerlichen Namen Max Immelmann genannt, hat heute Geburtstag. In Dresden wurde unser Fliegerheld 1890 geboren und schoß im Vierjährigen Krieg 15 feindliche Flieger ab. Dafür wurde er zum Oberleutnant befördert und erhielt den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen. Zusammen mit unserem Oswald Boelcke ist er das große Vorbild unserer jungen Jagdwaffe gewesen, wenn ihn seine Schüler – wie Ernst Udet und Manfred von Richthofen – bald übertreffen soll (gar nicht zu reden von unserem Erich Hartmann oder Walter Nowotny). Es gebürtiger Sachse bekommt unser Max Immelmann zum Geburtstag von mir das Sachsenlied: https://www.youtube.com/watch?v=IzfOh6WE2Bg

Von der Weser bis zur Elbe, von dem Harz bis an das Meer,

stehen Niedersachsens Söhne, eine feste Burg und Wehr.

Fest wie unsere Eichen halten alle Zeit wir stand,

wenn Stürme brausen übers Deutsche Vaterland.

Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen,

Heil Herzog Widukind Stamm.

Wo fielen die römischen Schergen? Wo versank die welsche Brut?

In Niedersachsens Bergen, an Niedersachsens Wut.

Wer warf den röm’schen Adler nieder in den Sand?

Wer hielt die Freiheit hoch im Deutschen Vaterland?

Das war’n die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen,

Heil Herzog Widukind Stamm.

Auf blühend roter Heide starben einst vieltausend Mann,

für Niedersachsens Treue traf sie der Franken Bann.

Vieltausend Brüder fielen von des Henkers Hand,

vieltausend Brüder für ihr Niedersachsenland.

Das war’n die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen,

Heil Herzog Widukind Stamm.

Aus der Väter Blut und Wunden wächst der Söhne Heldenmut.

Niedersachsen soll’s bekunden: Für Freiheit, Gut und Blut!

Fest wie unsere Eichen halten alle Zeit wir stand,

wenn Stürme brausen übers Deutsche Vaterland.

Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen,

Heil Herzog Widukind Stamm.“

Die Briefe an seine liebe Frau Mutter wurden, auf Wunsch unseres Max Immelmann, in „Meine Kampfflüge“ herausgegeben und darin hören wir nun von der Ausbildung unseres Helden zum Flieger: https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN718169808

Heute habe ich meine Aufstiege mit Lehrer gemacht. Es waren vier an der Zahl. Das Fliegen ist doch eine eigenartige Sache. Der schönste Augenblick ist, glaube ich. der, in dem man sich vom Boden abhebt. Da hört plötzlich jede Erschütterung aus: weniger schön ist das Ansetzen zum Gleitflug: wie im Fahrstuhl, Hoch fliegt der Lehrer beim Schulen nicht. Etwa 50 bis 80 Meter. Es war heute ein herrlicher Herbsttag und deshalb ein sehr lebhafter Betrieb. Plötzlich durfte kein Flug zeug mehr starten. Der Zeppelin wurde aus der Halle gezogen und stieg nach etwa zwanzig Minuten auf. Noch nie sah ich ein Z-Schiff in solcher Nähe. Es herrscht hier immer tüchtiges Leben auf dem Flugplatz; manchmal sind 10 oder mehr Apparate in der Luft, dazu noch der Schütte-Lanz und ein Zeppelin. Man sieht kaum noch nach den Dingern hin.

Ist es ein Wunder, wenn mir als Flieger die Zeit wie im Fluge vergeht? Oder ist es noch garnicht so lange her, seit Du mir zum letztenmal? geschrieben hast? Mir scheint es eine Ewigkeit zu sein. Und in der Tat sind es neun Tage her; und wenn das gesetzte Alter neun Tage lang nicht schreibt, so ist das mindestens ebenso schlimm, als wenn die leichtfertige Jugend neun Wochen lang nicht zur Feder greift. Übrigens, Du brauchst Dich wirklich nicht zu sorgen, wenn einmal längere Zeit hindurch Nachricht von mir ausbleibt, denn erstens: ist keine Nachricht grundsätzlich gute Nachricht, und zweitens: würdest Du „im Falle eines Falles“ sofort durch meine Dienststelle benachrichtigt werden. Du brauchst Dich aber nicht zu sorgen, man ist mindestens so sicher wie in einem Klubsessel zu ebener Erde, dabei zehnmal wohliger. Dank dem guten Wetter der letzten Tage ging das Schulen munter vorwärts. Zwanzigmal bin ich nun schon in die Lust gestiegen. Ein Wachsen meines Könnens verspüre ich leider noch nicht. Du fragst, warum wir beim Schulen so tief, nur 50 Meter hoch, fliegen? Ich glaube, der Hauptgrund ist, durch langes Steigen in mehreren Runden nicht unnötig Zeit zu verlieren, sondern möglichst oft Gelegenheit zu nehmen, das Landen zu üben, weil dies das Schwierigste ist. Höher als zu Anfang fliegen wir beim Schulfliegen nie. Das hat auch gar keinen Zweck, denn es ist ganz Wurscht, ob Du in 50 Meter oder in 500 Meter rumgondelst: es ist im Gegenteil in größerer Höhe manchmal besser, denn wenn der Apparat in 500 Meter Höhe einmal abrutscht, so hat man genügend Zeit, ihn wieder gerade zu richten, bevor man stürzt, aber aus 50 Meter Höhe ist die Zeit so kurz, daß zum Handeln wenig Zeit bleibt. Ein Fall aus 500 Meter Höhe dauert aber 10 Sekunden, also hat man völlig Zeit genug, um einmal „Heil Dir im Siegerkranz“ zu singen und ein „Hoch auf Seine Majestät“ auszubringen. Die Leute bleiben meistens in den Apparaten sitzen, wenn diese futsch gehen, und steigen aus, wenn sie futsch gegangen sind, kommen zur Fabrik und melden: „hin ist hin, weg ist weg, futsch ist futsch“. Dann singen sie das schöne Lied: Einmal hin, einmal her (auf dem Platz), rings herum das ist nicht schwer (über den Platz), und wenn sie abgestürzt sind, so singen sie weiter: „Noch einmal das schöne Spiel, das uns gar so gut gefiel“. – – – Ganz glatt wickelt sich der Schulbetrieb doch nicht immer ab. Gestern sind zwei zu Tode gestürzt, Du wirst es wohl in der Zeitung gelesen haben. Augen zeugen sagen, der Führer habe den Fehler gemacht, den Apparat in der Kurve steigen zu lassen, dadurch soll die Maschine abgerutscht sein. Bei den meisten sonstigen Bruchlandungen gehen die Maschinen gewöhnlich verhältnismäßig wenig entzwei. Immer hin wird man schon von einem kleinen Bruch im Lernen mehr aufgehalten als einem lieb ist. Selbst verständlich dürfen Apparate, die nicht einwandfrei in Ordnung sind, nicht geflogen werden. Du fragst an, was mir besser gefällt, ob Fliegen oder Autos fahren? Nun, schön ist beides, beim Fliegen ist das besonders schön, daß man von keinem Schutzmann belästigt wird. Am Schlüsse meines langen Briefes will ich nicht vergessen, Dir für Deine Sendung meinen herzlichen Dank zu sagen. Die Schokolade war vortrefflich, der Honigkuchen mundet ausgezeichnet zu einem Schälchen „Heeßen“, der graue Schal ist schöner als der blaue. Den soll ich verschenken? Das dauert mich, denn er hat mir doch schon bei unsern herrlichen Autofahrten so vortreffliche Dienste geleistet. Frage nur alles, was Du missen willst, oder besser: komme her, das viele Schreiben hält so auf.“

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