Snorri Sturluson (Die Edda)

Die Rückkehr unserer alten deutschen Götter tut wahrlich Not. Schließlich kann ich ja nicht alles alleine machen. Daß wir aber unsere altdeutschen Götter noch mit Namen kennen und noch wissen, wofür diese zuständig sind, haben wir unserem isländischen Barden Snorri Sturluson zu verdanken. Der hat nämlich unsere alten Götter- und Heldensagen in seiner Edda niedergeschrieben. Anläßlich seines heutigen Heimganges im Jahre 1241 wollen wir Panzertiere euch daher nicht nur aus der Edda vorlesen, sondern euch auch unsere alten Götter ein wenig vorstellen. Ich erzähle euch von den Nornen, unseren altdeutschen Schicksalsgöttinnen. Diese heißen Urd, Verdandi und Skuld, sitzen am Urdsbrunnen unter der Weltesche (beziehungsweise Welteiche) Yggdrasil, messen den Sterblichen den Lebensfaden zu und schneiden diesen auch ab. Ich lese die „Völuspa“ zu Ende: http://www.zeno.org/Literatur/M/Anonym/Liederb%C3%BCcher/%C3%84ltere+Edda

… Da wurde Mord in der Welt zuerst,

Da sie mit Geeren Gulweig (die Goldkraft) stießen,

In des Hohen Halle die helle brannten.

Dreimal verbrannt ist sie dreimal geboren,

Oft, unselten, doch ist sie am Leben.

Heid hieß man sie wohin sie kam,

Wohlredende Wala zähmte sie Wölfe.

Sudkunst konnte sie, Seelenheil raubte sie,

Übler Leute Liebling allezeit.

Da gingen die Berater zu den Richterstühlen,

Hochheilge Götter hielten Rat,

Ob die Asen sollten Untreue strafen,

Oder alle Götter Sühnopfer empfahn.

Gebrochen war der Burgwall den Asen,

Schlachtkundge Wanen stampften das Feld.

Odhin schleuderte über das Volk den Spieß:

Da wurde Mord in der Welt zuerst.

Da gingen die Berater zu den Richterstühlen,

Hochheilge Götter hielten Rat,

Wer mit Frevel hätte die Luft erfüllt,

Oder dem Riesenvolk Odhurs Braut gegeben?

Von Zorn bezwungen zögerte Thor nicht,

Er säumt selten wo er Solches vernimmt:

Da schwanden die Eide, Wort und Schwüre,

Alle festen Verträge jüngst trefflich erdacht.

Ich weiß Heimdalls Horn verborgen

Unter dem himmelhohen heiligen Baum.

Einen Strom seh ich stürzen mit starkem Fall

Aus Walvaters Pfand: wißt ihr was das bedeutet?

Östlich saß die Alte im Eisengebüsch

Und fütterte dort Fenrirs Geschlecht.

Von ihnen allen wird eins das schlimmste:

Des Mondes Mörder übermenschlicher Gestalt.

Ihn mästet das Mark gefällter Männer,

Der Seligen Saal besudelt das Blut.

Der Sonne Schein dunkelt in kommenden Sommern,

Alle Wetter wüten: wißt ihr was das bedeutet?

Da saß am Hügel und schlug die Harfe

Der Riesin Hüter, der heitre Egdir.

Vor ihm sang im Vogelwalde

Der hochrote Hahn, geheißen Fialar.

Den Göttern gellend ang Gullinkambi,

Weckte die Helden beim Heervater,

Unter der Erde singt ein andrer,

Der schwarzrothe Hahn in den Sälen Hels.

Ich sah dem Baldur, dem blühenden Opfer,

Odins Sohne, Unheil drohen.

Gewachsen war über die Wiesen hoch

Der zarte, zierliche Zweig der Mistel.

Von der Mistel kam, so dauchte mich

Häßlicher Harm, da Hödur schoß.

(Baldurs Bruder war kaum geboren,

Als einnächtig Odins Erbe zum Kampf ging.

Die Hände nicht wusch er, das Haar nicht kämmt‘ er,

Eh er zum Bühle trug Baldurs Tödter.)

Doch Frigg beklagte in Fensal dort

Walhalls Verlust: wißt ihr was das bedeutet?

In Ketten lag im Quellenwalde

In Unholdgestalt der arge Loki.

Da sitzt auch Sigyn unsanfter Geberde,

Des Gatten waise: wißt ihr was das bedeutet?

Gewoben weiß da Wala Todesbande,

Und fest geflochten die Feßel aus Därmen.

Viel weiß der Weise, sieht weit voraus

Der Welt Untergang, der Asen Fall.

Grässlich heult Gram vor der Gnupahöhle,

Die Feßel bricht und Freki rennt.

Ein Strom wälzt ostwärts durch Eiterthäler

Schlamm und Schwerter, der Slidur heißt.

Nördlich stand an den Nidabergen

Ein Saal aus Gold für Sindris Geschlecht.

Ein andrer stand auf Okolnir

Des Riesen Biersaal, Brimir genannt.

Einen Saal seh ich, der Sonne fern

In Nastrand, die Türen sind nordwärts gekehrt.

Gifttropfen fallen durch die Fenster nieder;

Mit Schlangenrücken ist der Saal gedeckt.

Im starrenden Strome stehn da und waten

Meuchelmörder und Meineidige

(Und die Andrer Liebsten ins Ohr geraunt).

Da saugt Nidhöggr die entseelten Leiber,

Der Menschenwürger: wißt ihr was das bedeutet?

Viel weiß der Weise, sieht weit voraus

Der Welt Untergang, der Asen Fall.

Brüder befehden sich und fällen einander,

Geschwisterte sieht man die Sippe brechen.

Der Grund erdröhnt, üble Disen fliegen;

Der Eine schont des Andern nicht mehr.

Unerhörtes eräugnet sich, großer Ehbruch.

Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen,

Windzeit, Wolfszeit eh die Welt zerstürzt.

Muspels Söhne spielen, der Mittelstamm entzündet sich

Beim gellenden Ruf des Giallarhorns.

Ins erhobne Horn bläst Heimdall laut,

Odhin murmelt mit Mimirs Haupt.

Yggdrasil zittert, die Esche, doch steht sie,

Es rauscht der alte Baum, da der Riese frei wird.

(Sie bangen alle in den Banden Hels

Bevor sie Surturs Flamme verschlingt.)

Grässlich heult Garm vor der Gnupahöhle,

Die Feßel bricht und Freki rennt.

Hrym fährt von Osten und hebt den Schild,

Jörmungandr wälzt sich im Jötunmuthe.

Der Wurm schlägt die Flut, der Adler facht,

Leichen zerreißt er; los wird Naglfar.

Der Kiel fährt von Osten, da kommen Muspels Söhne

Über die See gesegelt; sie steuert Loki.

Des Untiers Abkunft ist all mit dem Wolf;

Auch Bileists Bruder ist ihm verbündet.

Surtur fährt von Süden mit flammendem Schwert,

Von seiner Klinge scheint die Sonne der Götter.

Steinberge stürzen, Riesinnen straucheln,

Zu Hel fahren Helden, der Himmel klafft.

Was ist mit den Asen? was ist mit den Alfen?

All Jötunheim ächzt, die Asen versammeln sich.

Die Zwerge stöhnen vor steinernen Türen,

Der Bergwege Weiser: wißt ihr was das bedeutet?

Da hebt sich Hlins anderer Harm,

Da Odin eilt zum Angriff des Wolfs.

Belis Mörder mißt sich mit Surtur;

Schon fällt Friggs einzige Freude.

Nicht säumt Siegvaters erhabner Sohn

Mit dem Leichenwolf, Widar, zu fechten:

Er stößt dem Hwedrungssohn den Stahl ins Herz

Durch gähnenden Rachen: so rächt er den Vater.

Da kommt geschritten Hlodyns schöner Erbe,

Wider den Wurm wendet sich Odins Sohn.

Mutig trifft ihn Midgards Segner.

Doch fährt neun Fuß weit Fiörgyns Sohn

Weg von der Natter, die nichts erschreckte.

Alle Wesen müßen die Weltstatt räumen.

Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer,

Vom Himmel schwinden die heitern Sterne.

Glutwirbel umwühlen den allnährenden Weltbaum,

Die heiße Lohe beleckt den Himmel.

Da seh ich auftauchen zum andernmale

Aus dem Waßer die Erde und wieder grünen.

Die Fluten fallen, darüber fliegt der Aar,

Der auf dem Felsen nach Fischen weidet.

Die Asen einen sich auf dem Idafelde,

Über den Weltumspanner zu sprechen, den großen.

Uralter Sprüche sind sie da eingedenk,

Von Fimbultyr gefundner Runen.

Da werden sich wieder die wundersamen

Goldenen Bälle im Grase finden,

Die in Urzeiten die Asen hatten,

Der Fürst der Götter und Fiölnirs Geschlecht.

Da werden unbesät die Äcker tragen,

Alles Böse beßert sich, Baldur kehrt wieder.

In Heervaters Himmel wohnen Hödur und Baldur,

Die walweisen Götter. Wißt ihr was das bedeutet?

Da kann Hönir selbst sein Los sich kiesen,

Und beider Brüder Söhne bebauen

Das weite Windheim. Wißt ihr was das bedeutet?

Einen Saal seh ich heller als die Sonne,

Mit Gold bedeckt auf Gimils Höhn:

Da werden bewährte Leute wohnen

Und ohne Ende der Ehren genießen.

Da reitet der Mächtige zum Rat der Götter,

Der Starke von Oben, der Alles steuert.

Den Streit entscheidet er, schlichtet Zwiste,

Und ordnet ewige Satzungen an.

Nun kommt der dunkle Drache geflogen,

Die Natter hernieder aus Nidafelsen.

Das Feld überfliegend trägt er auf den Flügeln

Nidhöggurs Leichen – und nieder senkt er sich.“

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