Die Schlacht von Belle-Alliance (Waterloo)

„Auf Viktoria! Auf Viktoria!

Welch ein Klang aus Niederland!

Über Strom und Berg geklungen,

Tausendstimmig nachgesungen

Rollet er die Welt entlang.

Alter Blücher! Alter Blücher!

Jüngling mit dem weißen Haar!

Der wie Mars zu Rosse sitzet,

Der wie Gottes Wetter blitzet,

Machst den Schwur du wieder wahr?

Jenen Schwur, den du geschworen

Einst an Gott und Vaterland,

Deinen Degen zu zerbrechen

Oder Deutschlands Schmach zu rächen

An dem welschen Bubentand?

Alter Blücher! Alter Blücher!

Mahnst du das Banditenheer

An der Katzbach nasse Tiefen

Und an Leipzig, wo sie liefen?

An Brienne, Laon, La Fère?

Auf Viktoria! Auf Viktoria!

Dreimal hoch Viktoria!

Wer in Spanien ist gewesen,

Kennt den Namen auserlesen,

Kennt das Feld Vittoria.

Talavera, Salamanka

Und Vittoria dreimal hoch!

Auch ein Klang klingt von Tolose,

Und dir bebt das Herz, Franzose –

Wellington, der lebet noch.

Auf Viktoria! Auf Viktoria!

Blücher, Wellington und Gott,

Diese drei sind fest verbunden,

Und der Feind ist hingeschwunden,

Und sein Dräun ist Kinderspott.

Bei La belle Alliance –

Heißt auf Deutsch der Schöne Bund –

Hielt der große Himmelsrichter

Das Gericht der Bösewichter,

Ihres Trotzes letzte Stund‘.

Auch Viktoria, auch Viktoria

Euch, ihr Tapfre, die ihr ruht!

Die kein Schlachtruf mehr erwecket,

Die des Todes Nacht bedecket,

Freiheit blüht aus eurem Blut.

Nun nach Frankreich! Nun nach Frankreich!

Klinget dort Viktoria!

Daß die Büberei sich schäme,

Daß die Eitelkeit sich gräme,

Klinget hell Viktoria!

Nun nach Frankreich! Nun nach Frankreich!

Gießt den Strom der Männer aus!

Laßt sie sehen, laßt sie fühlen,

Was es heißt, mit Eiden spielen;

Kehrt die Brut der Hölle aus!

Nun nach Frankreich! Nun nach Frankreich!

Ins Franzosenparadies!

Straft das Land der bösen Heiden,

Das uns zwanzig Jahr‘ an Freuden,

Zehn an Freiheit darben ließ.

Nun nach Frankreich! Nun nach Frankreich!

Holt gestohlnes Gut zurück!

Unsre Festen, unsre Grenzen,

Unsern Teil an Siegeskränzen,

Ehr‘ und Freude holt zurück!

Auf Viktoria! Auf Viktoria!

Welch ein Klang aus Niederland!

Hände, Herzen auf nach oben,

Gott zu danken, Gott zu loben!

Gott hat Glück und Sieg gesandt“

Man merkt es an Ernst Moritz Arndts Gedicht: Den Jahrestag der Schlacht von Belle-Alliance feiern wir Panzertiere heute. Geschlagen hat diese unser Feldmarschall Gebhard von Blücher im Jahre 1815 und dabei nicht nur den welschen Wüterich Napoleon endgültig besiegt, sondern leider auch das englische Heer unter Wellington gerettet – was unser Blücher ganz sicher nicht getan hätte, wenn er um die Auflösung unseres preußischen Militärstaates durch die Landfeinde im Jahre 1947 gewußt hätte. Gefeiert wird der Sieg bei Belle-Alliance aber trotzdem. Das geschieht wie immer mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met sowie Liedern und Schriften aus der damaligen Zeit (oder mit Bezug dazu). Um die Größe von Blüchers Sieg bei Belle-Alliance ermessen zu können, lasse ich nun unseren preußischen Kriegsphilosophen ein wenig die damalige Kriegsführung unter Napoleon umreißen:

„Wie in Bonapartes Hand sich das alles vervollkommnet hatte, schritt diese auf die ganze Volkskraft gestützte Kriegsmacht zertrümmernd durch Europa mit einer solchen Sicherheit und Zuverlässigkeit, daß, wo ihr nur die alte Heeresmacht entgegengestellt wurde, auch nicht einmal ein zweifelhafter Augenblick entstand. Die Reaktion ist noch zu rechter Zeit erwacht. In Spanien ist der Krieg von selbst zur Volkssache geworden. In Österreich hat die Regierung im Jahre 1809 zuerst ungewöhnliche Anstrengungen mit Reserven und Landwehren gemacht, die sich dem Ziele näherten und alles überstiegen, was dieser Staat früher als tunlich geglaubt hatte. In Rußland hat man 1812 das Beispiel von Spanien und Österreich zum Muster genommen; die ungeheuren Dimensionen dieses Reiches erlaubten den verspäteten Anstalten, noch in Wirksamkeit zu treten und vergrößerten diese Wirksamkeit von der anderen Seite. Der Erfolg war glänzend. In Deutschland raffte sich Preußen zuerst auf, machte den Krieg zur Volkssache und trat mit Kräften auf, die, bei halb soviel Einwohnern, gar keinem Gelde und Kredit doppelt so groß waren als die von 1806. Das übrige Deutschland folgte früher oder später dem Beispiele Preußens, und Österreich, obgleich weniger sich anstrengend als im Jahr 1809, trat doch auch mit ungewöhnlicher Kraft auf. So geschah es, daß Deutschland und Rußland in den Jahren 1813 und 1814, alles mitgerechnet, was in Tätigkeit war, und was in diesen beiden Feldzügen verbraucht wurde, mit etwa einer Million Menschen gegen Frankreich auftraten. Unter diesen Umständen war auch die Energie der Kriegführung eine andere, und wenn sie die französische nur teilweise erreichte und auf anderen Punkten die Zaghaftigkeit vorwaltete, so war doch der Gang der Feldzüge im allgemeinen nicht im alten, sondern im neuen Stil. In acht Monaten wurde das Kriegstheater von der Oder an die Seine versetzt, das stolze Paris mußte zum erstenmal sein Haupt beugen und der furchtbare Bonaparte lag gefesselt am Boden. Seit Bonaparte also hat der Krieg, indem er zuerst auf der einen Seite, dann auch auf der anderen wieder Sache des ganzen Volkes wurde, eine ganz andere Natur angenommen, oder vielmehr, er hat sich seiner wahren Natur, seiner absoluten Vollkommenheit sehr genähert. Die Mittel, welche aufgeboten worden sind, hatten keine sichtbare Grenze, sondern diese verlor sich in der Energie und dem Enthusiasmus der Regierungen und ihrer Untertanen. Die Energie der Kriegführung war durch den Umfang der Mittel und das weite Feld möglichen Erfolges sowie durch die starke Anregung der Gemüter ungemein erhöht worden, das Ziel des kriegerischen Aktes war Niederwerfung des Gegners; nur dann erst, wenn er ohnmächtig zu Boden liege, glaubte man innehalten und sich über die gegenseitigen Zwecke verständigen zu können. So war also das kriegerische Element, von allen konventionellen Schranken befreit, mit seiner ganzen natürlichen Kraft losgebrochen. Die Ursache war die Teilnahme, welche den Völkern an dieser großen Staatsangelegenheit wurde; und diese Teilnahme entsprang teils aus den Verhältnissen, welche die französische Revolution in dem Innern der Länder herbeigeführt hatte, teils aus der Gefahr, womit alle Völker von dem französischen bedroht waren…“

Bei unserem Geschichtsschreiber Carl Tanera im Buch „Die Befreiungskriege 1813 bis 1815“ wenden unser Feldmarschall von Blücher und seine Preußen nun die Schlacht von Belle-Alliance zum Guten:

„Stumm hatten die Leute ihrem erzürnten Feldherrn zugehört und den in seinem Zorne so schönen Greis bewundert. Kaum schwieg er, so rief es als Antwort aus der Kolonne: „Ne, det wullen wir nich! Vivat de old Blücher!“ Und nun rafften sie sich auf und vorwärts ging es wieder, vorwärts gegen die rechte Flanke und den Rücken des Feindes. Je weiter man sich dem Schlachtfelde näherte, desto mehr mußte man darüber erstaunen, daß Napoleon keinerlei Maßregeln getroffen, das Anrücken der Preußen aufzuhalten. Oberst von Pfuël und Major von Lützow vom Generalstabe, sowie Graf Nostiz sprengten vor, um zu erkunden. Bis zum Walde von Frischermont kein Feind. Nun galoppierte Blücher selbst voraus. Von der Höhe aus verfolgte er um vier Uhr den ganzen furchtbaren Angriff des Marschalls Ney. Man sah, welche Anstrengungen die Franzosen machten, die Verbündeten noch vor dem Eingreifen der Preußen zu werfen. Man erkannte aber auch, wie erschüttert die Linien Wellingtons waren; jeden Augenblick konnten sie durchbrochen werden. Da war Gefahr im Verzug. Aber auch mit dem äußersten Aufgebot von Mühe gelang es nur allmählich, die preußischen Korps aus den Engpässen herauszubringen und in Schlachtordnung zu entwickeln. Deshalb befahl Blücher einstweilen, wenn auch aus großer Entfernung, die französische Reiterei (die Division Domont) zu beschießen, um den beiden Gegnern die Ankunft des neuen Kämpen anzuzeigen. Sechzehn preußische Geschütze eröffneten das Feuer. Endlich war das preußische Korps Bülow bereit, den Kampf zu beginnen; das französische Korps Lobau hatte sich teils nach Planchenoit geworfen, teils befand es sich im Anmarsch; die beiden Reiterdivisionen waren zurückgezogen worden. Als Marschrichtung hatte Blücher dem Korps das von den Franzosen besetzte Dorf Planchenoit bezeichnet, der linke Flügel Bülows, die Avantgarden-Brigade des Obersten Hiller von Gärtringen, ging direkt darauf los. An Bülow schicke Blücher den Befehl, mit seinem ganzen Korps im Vormarsch zu bleiben und alles aus dem Weg zu räumen, was sich ihm entgegenstellte. Er befahl weiters, daß die hinteren Truppen nur auf dem linken Flügel der vorderen angereiht würden. Dadurch schob sich die preußische Schlachtlinie immer mehr hinter den Rücken der französischen und stand also schließlich direkt auf der Rückzugslinie des Feindes. Dieser Maßnahme sind die späteren so außerordentlichen Erfolge zu verdanken. Durch das Auftreten der Preußen war die Lage Napoleons eine ungemein gefährliche geworden. Die ganze Tragweite der Gefahr erkannte er aber noch nicht, da er noch immer hoffte, es nur mit dem Korps von Bülow zu tun zu haben. Von der Anwesenheit seines Todfeindes Blücher hatte er noch keine Ahnung. Ihm erschien der Kampf gegen die Verbündeten nicht ungünstig, denn auf dem linken französischen Flügel war allmählich die ganze Umgegend von Hougomont in die Hände der Truppen des General Reille gefallen. Nur das Schloß selbst hielt sich noch, aber als brennender Trümmerhaufe. Auf seinem rechten Flügel hatte die Division Durutte endlich die Nassauer aus den Pachthöfen Papelotte und la Haye vertrieben. Mit vermehrter Heftigkeit schlug das französische Artilleriefeuer in die Reihen der auf dem jenseitigen Höhenkamm stehenden Verbündeten. Die Verbündeten wankten und wichen nicht, trotz aller Anstrengungen der französischen Artillerie. Man erkannte jetzt deutlich, Wellington wartete auf einen Erfolg der unaufhörlich nach der rechten Flanke der Franzosen zu vordringenden Preußen. Nunmehr sah Napoleon ein, daß es die allerhöchste Zeit sei, um endlich diese hartnäckigen Verteidiger zu zersprengen, ehe ihm der neue Feind zu gewaltig auf den Hals kam. Zugleich aber wuchs seine Besorgnis, weil immer noch neue preußische Massen, viel mehr als er bei Bülow vermutet, zwischen den Waldstücken bei Frischermont auftauchten und sich gegen Planchenoit in Bewegung setzten. Deshalb schwankte er nicht nur und wagte noch immer nicht, seine letzte Infanterie, die Garden aus der Hand zu geben. Aber er hatte ja noch die beiden Kürassier-Divisionen des Kavalleriekorps von Kellermann! Ja, ein nochmaliger Reiterangriff mit neuen Truppen sollte, mußte die Überwältigung der feindlichen Mitte erzwingen! Der unermüdliche Marschall Ney, der auch noch, gegen den Wunsch Napoleons, die schwere Gardereiterdivision zu sich befohlen hatte, stellte sich denn zum zweiten Male an die Spitze eines großen Reiterangriffs und trabte von neuem mit 4000 Pferden, nunmehr der letzten Kavallerie der Armee gegen die feuerspeiende Höhe von Mont Sankt Jean an. Zu spät Marschall, auch deine Löwentapferkeit hält das hereinbrechende Geschick nicht mehr auf! Bereits waren ja die zwölf Bataillone der niederländischen Brigade Chassé aus Braine l’Alleud hinter der Mitte der Verbündeten angekommen und zugleich konnte nun Wellington, des preußischen Eingreifens sicher, seine letzte Reserve, vier Bataillone der Brigade Lambert, in die Linie einrücken lassen! …“

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