Die Schlacht von Gorlice und Tarnow nahm zwar schon am 2. Mai ihren Anfang, gefeiert wird sie aber erst heute. Als Ostschlacht des Vierjährigen Krieges zog sie sich nämlich ganz schön hin und außerdem mußte man abwarten, ob man nur ein paar Anfangserfolge errungen und die russische Front etwas eingedrückt hatte oder ob deren Durchbrechung gelungen war. Dies war zum Glück der Fall und so mußten die Russen im Verlauf der weiteren Kämpfe Polen gänzlich räumen und vorerst alle ihre Angriffe auf die etwas angeschlagenen Österreicher einstellen. Erfochten haben diesen großen deutschen Sieg im Osten unser Feldmarschall August von Mackensen und unser Generaloberst Hans von Seeckt, sein Stabschef, mit unserer XI. Armee und der IV. österreichischen Armee. Eine wahrhaft gewaltige Schlacht: 19 deutsche und österreichische Divisionen mit 880 Geschützen gegen 24 russische Divisionen mit 680 Geschützen. Die Verluste der Russen beliefen sich an Toten, Verwundeten und Gefangenen auf 350,000 Mann, wogegen wir Deutschen nur 40,000 Verluste zu beklagen hatten. Es ist also mal wieder Zeit für die Wacht am Rhein, da unsere deutschen Grenzen einmal mehr mit diesem kühnen Streich erfolgreich verteidigt worden sind: https://www.youtube.com/watch?v=oKkRS4rL6Pw
„Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell:
der deutsche Jüngling, fromm und stark,
beschirmt die heilige Landesmark.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Er blickt hinauf in Himmelsauen,
wo Heldengeister niederschaun,
und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!“
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
„Und ob mein Herz im Tode bricht,
wirst du doch drum ein Welscher nicht.
Reich wie an Wasser deine Flut
ist Deutschland ja an Heldenblut.“
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
„So lang ein Tropfen Blut noch glüht,
noch eine Faust den Degen zieht,
und noch ein Arm die Büchse spannt,
betritt kein Feind hier deinen Strand.“
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind:
Zum Rhein, zum Rhein, am deutschen Rhein!
Wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
So führe uns, du bist bewährt;
In Gottvertrauen greif’ zu dem Schwert,
Hoch Wilhelm! Nieder mit der Brut!
Und tilg‘ die Schmach mit Feindesblut!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein:
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht,
die Wacht am Rhein!“
Unser Feldmarschall Paul von Hindenburg erzählt uns in seinen Denkwürdigkeiten ein wenig von der Schlacht bei Gorlice-Tarnow: https://archive.org/details/ausmeinemleben30695gut
„Der Winterschlacht folgt als russische Antwort ein umfassender Angriff auf unsere Stellungen vorwärts der altpreußischen Grenzgebiete. Gewaltige Blöcke wälzt der feindliche Heerführer gegen uns heran, Blöcke von übermächtiger Größe, jeder einzelne schwerer, als alle unsere Kräfte zusammen. Aber der deutsche Wille überwindet auch diese Belastung. Ströme russischen Blutes fließen in den mörderischen Kämpfen bis Frühjahrsbeginn nördlich des Narew und westlich des Njemen; dem Himmel sei Dank, auf russischem Boden! Der Zar mag viele Soldaten haben, auch ihre Zahl schwindet bei solchen Massenopfern merklich dahin. Die russische Kraft, die vor unseren Linien zugrunde geht, wird nachher fehlen, wenn der große deutsch-österreichisch-ungarische Stoß weit im Süden die ganze russische Heeresfront erbeben macht. Nicht nur in den preußischen Grenzgebieten, sondern auch in den Karpaten wird in dieser Zeit mit äußerster Erbitterung gefochten. Dort versucht der Russe auch über den Winter hinaus den Grenzwall Ungarns um jeden Preis zu bezwingen. Er fühlt wohl mit Recht, daß ein Einbruch der russischen Flut in die magyarischen Länder den Krieg entscheiden könnte, daß das Donaureich einen solchen Schlag nimmermehr überwinden würde. War es zu bezweifeln, daß der erste russische Kanonenschuß in der ungarischen Tiefebene seinen Widerhall in den oberitalienischen Gebirgen und in den transsilvanischen Alpen finden würde? Der russische Großfürst wußte wohl, für welch hohes Ziel er von dem Zarenheere die furchtbaren Opfer auf den schwierigen Kampffeldern des Waldgebirges forderte. Die andauernd große Spannung der Kampflage in den Karpaten und ihre Rückwirkung auf die politischen Verhältnisse forderten gebieterisch eine Lösung. Die deutsche Oberste Heeresleitung fand eine solche. Sie durchbrach in den ersten Tagen des Mai die russische Heeresfront in Nordgalizien und faßte die gegnerische Schlachtfront an der ungarischen Grenze in Flanke und Rücken. Mein Oberkommando war zunächst an der großen Operation, die bei Gorlice ihren Anfang nahm, nur mittelbar beteiligt. Unsere Aufgabe im Rahmen dieser großzügigen Unternehmung war es vorerst, starke feindliche Kräfte zu binden. Das geschah zunächst durch Angriffe im großen Weichselbogen westlich Warschau und an der ostpreußischen Grenze, in Richtung Kowno, dann aber im größeren Stile durch ein am 27. April begonnenes Reiterunternehmen nach Litauen und Kurland. Der Vorstoß von drei Kavalleriedivisionen, unterstützt von der gleichen Zahl Infanteriedivisionen, berührte eine empfindliche Stelle russischen Kriegsgebietes. Der Russe fühlte wohl zum ersten Male, daß die wichtigsten Eisenbahnen, die russisches Heer und russisches Kernland verbanden, durch ein solches Vorgehen ernstlich gefährdet werden konnten. Er warf unserem Einbruch starke Kräfte entgegen. Die Kämpfe auf litauischem Boden zogen sich bis zum Sommer hin. Wir sahen uns veranlaßt, weitere Kräfte dorthin zu werfen, um die besetzten Landesteile zu behaupten und unseren Druck auf den Gegner auch in jenen vom Krieg bisher unberührten Gebieten dauernd zu erhalten. So entstand dort allmählich eine neue deutsche Armee. Sie erhielt nach dem Hauptstrom des Gebietes die Bezeichnung „Njemenarmee“. Es fehlt mir an Raum, um auf den Heereszug einzugehen, der am 2. Mai in Nordgalizien begann, um dann, auf unsere Linien übergreifend, in den Herbstmonaten östlich Wilna zu enden. Wie eine Lawine aus scheinbar kleinen Anfängen entsteht, immer neue und neue Teile auf ihrem verheerenden Weg mit sich reißt, so beginnt und verläuft dieser Zug in nie gesehener und nicht mehr wiederholter Ausdehnung. Wir werden zu unmittelbarem Eingreifen in seinen Gang veranlaßt, als der Durchstoß über Lemberg hinaus gelang. Jetzt schwenken nämlich die deutsch-österreichisch-ungarischen Armeen zum Vorgehen in nördlicher Richtung zwischen oberen Bug und Weichsel ein. Man halte sich das Bild der Lage vor Augen: Die russische Heeresfront ist in der südlichen Hälfte fast bis zur Zersprengung eingedrückt. Ihr Nordteil, nach Westen und Nordwesten festgehalten, hat eine neue mächtige Flanke zwischen der Weichsel und den Pripetsümpfen nach Süden gebildet. Eine Katastrophe droht der Masse des russischen Heeres, wenn ein neuer Durchbruch von Norden her gegen den Rücken der russischen Heeresmacht gelingt…“