Gustav Schwab

Berühmt ist unser großer deutscher Dichter und Denker Gustav Schwab vor allem für seine Sammlung der altgriechischen Sagen, doch kann er auch mit einigen Gedichten, vielen schönen Volksbüchern und etliche gelehrten Schriften aufwarten. Kurzum: Er hat sich seine heutige kleine Panzergeburtstagsfeier wahrlich verdient und so wollen wir Panzertiere ein wenig aus seinen Werken vorlesen. Geboren wurde unser Gustav Schwab 1792 in Stuttgart. Sein Vater war Professor und seine Mutter eine Kaufmannstochter. Studiert hat er in Tübingen (Gotteslehre und Denkerei) und anschließend seinen Lebensunterhalt als Lehrer, Priester und Oberschulaufseher verdient. Geheiratet hat er 1818 Sophie Gmelin, die ihm drei Söhne und zwei Töchter schenkte. Von seinen Gedichten habe ich mir das „Klagelied eines deutschen Dichters“ ausgesucht: http://www.zeno.org/Literatur/M/Schwab,+Gustav/Gedichte/Gedichte

„Wohl euch, so lang ihr etwas werdet,

Und eure junge Kraft erprobt:

Man rühmt euch, wie ihr euch geberdet,

Man findet’s löblich, wenn ihr tobt.

Doch weh, wenn etwas ihr geworden,

Wenn ausgegoren eure Kraft;

Wenn in der echten Sänger Orden

Mit Ruh‘ und Tiefe nun ihr schafft.

O wie alsdann man euer Dichten

Mit einem andern Stabe mißt,

Dann will euch jeder Knabe richten,

Der immer wird und niemals ist.

Dann seid ihr, wie der Sklav‘ in Ketten:

Er tue recht – wen kümmert das?

Doch nichts kann vor dem Grimm ihn retten,

Wenn er nur Einmal sich vergaß.

So – schafft ihr Großes, schafft ihr Echtes?

Das ist ja nur verdammte Pflicht!

Doch machet Einmal nur nicht Rechtes:

Das duldet, das verzeiht man nicht.

Drum seufzt, wer Stümper ist gewesen,

Und nicht mehr ist: o wär‘ ich’s noch!

Dann würde mich mein Deutschland lesen,

Und die Kritik, sie riefe: Hoch!“

Was uns Deutschen unser Nibelungenlied ist, das ist den alten Griechen ihre Ilias und Odyssee und so habe ich mir aus Gustav Schwabs „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ eine Stelle aus dem Trojanischen Krieg ausgesucht, in welcher den Trojanern das Kriegsglück hold ist: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10254613.html

„Für den Augenblick jedoch hatte es Zeus anders in seinem Rate beschlossen. „Höret mein Wort“, sprach er zu den versammelten Göttern und Göttinnen am andern Morgen, „wer mir heute hingeht, den Trojanern oder den Griechen beizustehen, den fasse ich und schleudere ihn in den Abgrund des Tartaros unter das Erdreich, so tief hinab, als tief unter dem Himmel die Erde liegt; dann verschließe ich die eiserne Pforte, welche die eherne Schwelle der Unterwelt verwahrt, und der Missetäter kommt mir nicht mehr herauf. Und zweifelt ihr an meiner Allmacht, so versucht es: befestiget eine goldene Kette am Himmel, hängt euch alle daran und sehet zu, ob ihr mich auf den Erdboden herabzuziehen vermögend seid. Vielmehr würde ich euch selbst mitsamt Erd und Meer emporziehen, die Kette an der Felsenkuppe des Olymp festbinden und so das Weltall in der Schwebe tragen.“ Die Götter demütigten sich unter dieses zornige Wort; Zeus selbst bestieg seinen Donnerwagen und fuhr nach dem Ida, wo er einen Hain und Altar hatte. Dort setzte er sich auf die Höhe und überschaute mit freudigem Trotze die Stadt der Trojaner und das griechische Schiffslager. An beiden Orten warfen sich die Männer in die Rüstung. Der Trojaner waren zwar weniger, doch waren auch sie nach der Schlacht begierig, galt es ja den Kampf für ihre Weiber und Kinder. Bald öffneten sich bei ihnen die Tore, und ihr Kriegsheer stürzte, zu Fuß und zu Wagen, unter Getümmel heraus. Den Morgen über wurde mit gleichem Glücke gekämpft, und auf beiden Seiten strömte viel Blut auf den Boden. Als aber die Sonne hoch am Mittagshimmel stand, legte Zeus zwei Todeslose in seine goldene Waage, faßte sie in der Mitte und wog in der Luft. Da sank das Verhängnis der Griechen, daß ihr Gewicht sich bis zur Erde niedersenkte und das der Trojaner zum Himmel emporstieg. Mit einem Donnerschlage kündigte er die verwandelte Schickung dem Heere der Griechen an, indem ein Blitzstrahl mitten unter dasselbe herabfuhr. Bei diesem Anblicke durchschauderte ein ahnungsvoller Schrecken die Reihen der Griechen, und die größten Helden fingen an zu wanken. Idomeneus, Agamemnon, die beiden Ajax selbst hielten nicht mehr stand. Bald war nur noch der greise Nestor im Vorderkampf zu schauen, aber auch dieser nur gezwungen; denn Paris hatte sein Roß vorn am Mähnenbusch mit einem Pfeile tödlich getroffen. Das Pferd bäumte sich angstvoll und wälzte sich bald mit seiner Wunde; während nun Nestor dem Nebenroß die Stränge mit seinem Schwert abzuhauen bemüht war, kam Hektor mit seinem Wagen, in der Verfolgung der Griechen begriffen, auf ihn zugefahren; und jetzt war es um das Leben des edlen Greises geschehen, wenn nicht Diomedes herbeigeeilt wäre. Dieser schalt den mit umgewandtem Rücken den Schiffen zufliehenden Odysseus und ermunterte ihn vergebens zur Abwehr; dann stellte er sich selbst vor die Rosse Nestors, überantwortete sie dem Sthenelos und Eurymedon und nahm den Greis auf seinen eigenen Wagen. Hierauf ging er mit ihm gerade dem Hektor entgegen, schickte seinen Speer ab und verfehlte zwar den Helden selbst, durchschoß jedoch seinem Wagenlenker Eniopeus die Brust, daß er dem Wagen entsank. So tief ihn der Tod des Freundes schmerzte, ließ ihn Hektor doch liegen, rief einen andern Helden herbei, die Rosse zu lenken, und flog dem Diomedes entgegen. Hektor wäre verloren gewesen, wenn er sich mit dem Tydiden gemessen hätte, und der Göttervater wußte wohl, daß mit seinem Sturze sich die Schlacht gewendet und die Griechen noch an diesem Tage Ilion erobert hätten. Dies wollte Zeus nicht und schleuderte dicht vor dem Wagen des Diomedes einen Blitzstrahl in den Boden. Nestor ließ vor Schrecken die Zügel aus den Händen fahren und sprach: „Auf, Diomedes, wende deine Rosse zur Flucht; erkennst du nicht, daß Zeus dir heute den Sieg verweigert?“ „Du hast recht, o Greis“, erwiderte dieser, „aber es empört mir das Herz, wenn Hektor einst in der Versammlung der Trojaner sagen darf: der Sohn des Tydeus hat sich vor mir in banger Flucht den Schiffen zugewendet!“ Aber Nestor sprach: „Was denkst du, wenn dich Hektor auch feige schilt, werden ihm die Troer und Troerinnen glauben, deren Freunde und Gatten du in den Staub gestreckt hast?“ Mit diesen Worten wandte er die Rosse zur Flucht, und Hektor, mit seinen Trojanern nachstürmend, rief. „Tydide, dich ehrten die Griechen in der Versammlung und beim Festmahl; künftig verachten sie dich wie ein zagendes Weib! Du bist es nicht, der Troja erobern und unsere Frauen zu Schiffe wegführen wird!“ Da besann sich Diomedes dreimal, ob er die Rosse umlenken und dem Höhnenden entgegenfahren sollte; aber dreimal donnerte Zeus fürchterlich vom Ida her, und so setzte er die Flucht und Hektor die Verfolgung fort. Vergebens wollte Hera, die dies mit Kummer sah, Poseidon, den besondern Schutzgott der Griechen, bewegen, seinem Volke beizustehen; er wagte es nicht, gegen das zornige Wort seines mächtigen Bruders zu handeln. Jetzt waren die Fliehenden mit Roß und Mann am Wall und Graben vor den Schiffen angekommen; und gewiß wäre Hektor eingedrungen und hätte die Brandfackel ins Schiffslager der Griechen geworfen, wenn nicht Agamemnon, von Hera ermutigt, die verstörten Griechen um sich gesammelt hätte. Er betrat das gewaltige Meerschiff des Odysseus, das in der Mitte stand und hoch über die andern hervorragte. Hier stand er auf dem Verdeck, den schimmernden Purpurmantel mit der nervigen Rechten sich über die Schulter schlagend, und rief, auf der einen Seite zu den Gezelten des salaminischen Ajax, auf der andern zu denen des Peliden hinab, wo auf beiden Seiten das flüchtende Heer sich zusammendrängte: „Schämet euch, Verworfene“, rief er, „wo ist euer Heldenmut jetzt, ihr Prahler bei den Krügen? Vor dem einen Hektor sind wir jetzt zunichte geworden; bald wird er unsere Schiffe in Brand stecken. O Zeus, mit welchem Fluche hast du mich beladen! Wenn ich dich je mit Gebeten und Opfern geehrt, so laß mich jetzt wenigstens entfliehen und entkommen und nicht hier bei den Schiffen von der Macht der Trojaner erdrückt werden!“ So rief er unter Tränen, daß es den Göttervater selbst erbarmte und er den Griechen ein heilvolles Zeichen vom Himmel sandte, einen Adler, der ein junges Reh in den Klauen trug und vor dem Altar des Zeus selbst niederwarf…“

Georg Friedrich Händels Meisterwerk „Arminius“ lasse ich zu Ehren von unserem Gustav Schwab erklingen… https://www.youtube.com/watch?v=rzE_ruHGYNM

Hinterlasse einen Kommentar