Konrad Zuse

Hätte unser altes Reich den Angriff der Landfeinde im Sechsjährigen Krieg abgeschlagen, so würden wir Deutschen ganz unzweifelhaft heute führend in der EDV sein. Schließlich hat Konrad Zuse den Computer erfunden und wäre beim Aufbau von dessen Massenfertigung mit Sicherheit von unserem alten Reich sehr nachdrücklich unterstützt worden sein – worauf schon die Förderung unseres Erfinders im Krieg hindeutet. So aber behandelte dessen EDV-Firma die BRD GmbH & Co KG reichlich stiefmütterlich und daher ging diese unter der amerikanischen Fremdherrschaft ein. Die Amerikaner sind nämlich leider klug genug, keine EDV neben ihrer eigenen in ihrem Herrschaftsbereich zu dulden. Unser Konrad Zuse hat heute übrigens Geburtstag. Im Jahre 1910 wurde er in Wilmersdorf bei Berlin geboren und begann nach seinem Studium 1935 als freischaffender Erfinder zu arbeiten. Seine erste Rechenmaschine Z1 baute er 1937, seine zweite Z2 wurde 1940 fertig und mit der Z3 stellte er 1941 den ersten Computer der Welt her, dem 1945 die Z4 folgte, die er vor dem Zugriff der Landfeinde rettete und die die Grundlage für den Aufbau seiner Zuse KG bildete, bei der er bis 1964 wirkte. Mit dem Plankalkül schuf er in den Jahren 1942 bis 1946 die erste höhere Programmiersprache der Welt. Als Berliner bekommt unser Konrad Zuse natürlich das Lied „Märkische Heide“ zum Geburtstag: https://www.youtube.com/watch?v=JdEaHhzpa3w

„Märkische Heide,

Märkischer Sand

Sind des Märkers Freude,

Sind sein Heimatland.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Uralte Eichen,

Dunkler Buchenhain,

Grünende Birken

Stehen am Wiesenrain.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Blauende Seen,

Wiesen und Moor,

Liebliche Täler,

Schwankendes Rohr.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Knorrige Kiefern

Leuchten im Abendrot,

Sah’n wohl frohe Zeiten,

Sah’n auch märk’sche Not.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Bürger und Bauern

Vom märk’schen Geschlecht,

Hielten stets in Treu

Zur märk’schen Heimat fest!

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Hie Brandenburg allewege –

Sei unser Losungswort!

Dem Vaterland die Treue

In alle Zeiten fort.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.“

Gleich dem alten Archimedes bei der Belagerung von Syrakus wurde unser Konrad Zuse vom Ausbruch des Sechsjährigen Krieges in seinen Kreisen gestört:

„Inzwischen gingen die politischen Ereignisse in Deutschland ihren verhängnisvollen Gang. Ich selber nahm, ganz meiner Arbeit lebend, nur wenig Anteil daran. Es wäre damals freilich auch nicht leicht gewesen, sich ein authentisches Bild von den Verhältnissen innerhalb und außerhalb Deutschlands zu machen. Natürlich wußte man, daß die offiziellen Nachrichten lückenhaft, wenn nicht gefälscht waren. Aber gerade darin lag das – informationstheoretische – Problem: wie sollte man aus unvollständigen oder falschen Nachrichten die Wirklichkeit rekonstruieren? Es ist ja in einem totalitären Staat nicht so, daß grundsätzlich alle Nachrichten frisch sind. Im Gegenteil sind die meisten durchaus richtig, wenngleich tendenziös gefärbt; es werden jedoch bestimmte Informationen unterschlagen. Die politische Färbung der Nachrichten läßt sich mitunter zurückrechnen; es gibt aber kaum eine Möglichkeit, Fehlendes zu ergänzen Hinzu kommt, daß der Verstand nicht ständig gegen das Unterbewußtsein ankämpfen kann, das dem Trommelfeuer der Propaganda ungeschützt ausgesetzt ist. Man kann auch nicht grundsätzlich das Gegenteil für richtig annehmen; denn was ist schon – logisch gesehen – das Gegenteil einer Mitteilung? Um aber keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Deutschland war in diesen Jahren auch nicht so von Außenwelt abgeschnitten, daß nicht für den, der Ohren hatte zu hören, Nachrichten von draußen herein sickerten. So ging zwar die offizielle deutsche Presse nach dem Einmarsch in die Tschechoslowakei elegant darüber hinweg, daß man damit den bis dahin geltenden Grundsatz aufgegeben hatte, nur von Deutschen bewohnte Gebiete „anzugliedern“; aber von einem Freund, der damals gerade in London weilte, erfuhr welch gewaltigen Schock dort diese Nachricht ausgelöst hatte und daß auch bis dahin verhältnismäßig deutschfreundliche Zeitungen praktisch über Nacht ihre Einstellung änderten. Nur, welche Konsequenzen sollten wir jungen Deutschen daraus ziehen? Wir waren durch die bisherigen „Erfolge“ an den Gedanken gewöhnt, daß alles friedlich ablaufen werde, und hofften weiter auf den Frieden. Der erwähnte Freund – es war Kurt Mittrenga – hatte noch unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges englische Freunde in Berlin zu Besuch. Sein nach dem Krieg niedergeschriebener Bericht darüber gibt die Stimmung wieder, die der Kriegsausbruch bei uns auslöste: „Seinerzeit waren durch Devisenbeschränkungen Reisen ins Ausland sehr erschwert und unsere Kenntnis der Nachbarländer daher mäßig. Dabei war unser Interesse um so größer, was wir durch die Vorliebe für amerikanische und englische Schallplatten kompensieren konnten. Nur einem unserer Bundesbrüder, dessen Eltern im Ausland lebten, war es 1938/39 möglich, für ein Jahr am Imperial College in London zu studieren, seinerzeit eine ungewöhnliche Sache. Dort weckte er bei seinen englischen Studienkollegen so viel Interesse für Deutschland, daß sich 17 junge Engländer im August 1939 zu einer Deutschlandreise aufmachten. 15 davon beschränkten sich auf einen Aufenthalt am Rhein und im Schwarzwald, während zwei seiner besten Freunde anschließend nach Berlin kamen. Das ganze Motiv bot auf, was eben möglich war. Die beiden wohnten auf dem Haus, es wurden Kneipen, abendliche Lokalbummel und herrliche Segelfahrten veranstaltet, und für beide war dieses Zusammensein mit der damaligen Schönheit Berlins ein so unvergeßliches Erlebnis, daß sie noch heute davon sprechen. Der eine, Chemiker, hielt einen Vortrag in englischer Sprache über die „Synthetische Herstellung von Vitamin A“. Er ist später übrigens ein bekannter Mann geworden, mehrfacher Ehrendoktor und Leiter der weltweiten Forschung auf dem Pharmagebiet der ICI (Doktor Alfted Spinks) – leider ist er inzwischen verstorben -, während der andere (Prof. Dr. Ronald Wood) heute Professor für Biologie und Dekan der biologischen Fakultät am Imperial College in England ist. Es waren Tage der Verständigung und der Freundschaft. Aber die Wolken zogen sich immer mehr zusammen, immer wieder erschien das Wort „Krieg“ in den Zeitungen, und auf eine entsprechende Anfrage bei der englischen Botschaft wurde eine sofortige Abreise angeraten. Nach der Euphorie war das eine schlimme Situation. Unter der Versicherung der Freundschaft auch über den Krieg hinaus reisten sie ab und wurden von einem Teil der Bundesbrüder auf der Fahrt im Zug durch die Berliner Bahnhöfe begleitet.“ Es mag nach allem, was wir heute wissen, naiv erscheinen, aber es war für uns alle eine bittere Enttäuschung, daß es zum Krieg kam. Mich selber trafen die politischen Ereignisse völlig unvorbereitet. Ich wurde mitten aus meiner Arbeit herausgerissen und auf Grund meiner früheren kurzen Ausbildung bei der Reichswehr zur Infanterie eingezogen. Die meiste Zeit meines Militärdienstes verbrachte ich allerdings in der Eifel. Es war noch die Zeit des Abwartens. An kriegerischen Ereignissen habe ich nie teilgenommen. Das Gerät Z2 stand bei meiner Einberufung kurz vor der Vollendung. Doktor Pannke richtete an meine Dienststelle ein Urlaubsgesuch mit der Begründung, daß ich meine Arbeiten ordnungsgemäß übergeben solle. Er schrieb sinngemäß, ich arbeitete an einer großen wissenschaftlichen Rechenmaschine, die auch im Flugzeugbau verwendet werden könne. Dieses Schreiben übergab ich meinem Hauptmann, der es sogleich weiterleitete. Der Bataillonskommandeur, ein Major, bestellte mich zu sich, eröffnete mir zunächst, daß ich als ganz junger Soldat ohnehin kein Recht auf Urlaub hätte, und fuhr fort: „Was heißt hier, Ihre Maschine kann im Flugzeugbau verwendet werden? Die deutsche Luftwaffe ist tadellos, was braucht da noch berechnet zu werden?“ – Was hätte ich darauf erwidern sollen? Der Urlaub wurde nicht gewährt…“

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