Die Krönung Königs Adolfs

„Nach Rudolfs Tode fiel die Wahl

Der Fürsten – sieben an der Zahl –

Auf Adolf, Graf von Nassau, der

Ein tapferer aber armer Herr

An solche Ehre kaum gedacht.

Jedoch da ihm des Hauses Macht

Und Anseh’n fehlt für seine Würde,

So ward die Krone ihm zur Bürde.

Durch schlechte Mittel, bar der Ehren,

Sucht seine Hausmacht er zu mehren:

Da ward er wieder abgesetzt

Und Rudolfs Sohn gewählet jetzt.

Bei Gellheim auf dem Hasenbühl

Kam’s dann zur Schlacht und Adolf fiel

Im Heldenkampf – wie Ein’ge sagen –

Von Albrechts eigner Hand erschlagen.“

(Max Barack, „Die deutschen Kaiser“)

Nur kurz regierte unser König Adolf, aber ein ehrendes Andenken hat er sich dennoch verdient. Denn so gewaltig erwies sich er sich, daß seine einzigen Wähler doch lieber mit Albrecht von Österreich den Sohn Rudolfs des Ersten zum Gegenkönig wählten. Im Jahre 1292 freilich dachten die Kurfürsten noch vom machtlosen Grafen von Nassau viele Zugeständnisse erhalten zu können. Aber schon die Einziehung Thüringens in den Jahren 1294 bis 1296 zeigte ihnen, daß sie keinen Schwächling auf den deutschen Thron gesetzt hatten. Und so kam es 1298 zur Wahl des Gegenkönigs Albrecht. Entschieden wurde der Thronstreit durch die Schlacht von Göllheim. Ein Gottesurteil, da hier unser König Adolf den Schlachtentod fand. Geboren wurde er um 1250 und seit 1277 war er Graf von Nassau. Verheiratet war er mit Imagina von Isenburg, die ihm acht Kinder schenkte. Ausgesucht habe ich mir für unseren König Adolf Haydns Kaiserquartett zur Krönung: https://www.youtube.com/watch?v=Gp67GkY8x1w In den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ unseres Geschichtsschreibers Friedrich Kohlrauschs geht es mit dem Abriß der Regierung unseres Königs Adolfs weiter. Vom Abwehrkampf gegen die Gallier und der Einziehung Thüringens hört ihr nun: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Der neue König Adolf besaß, wenn er auch persönlich achtungswert war, zu wenig Macht, um sein königliches Ansehn geltend machen zu können, und eben so wenig die großartige Gesinnung, die den König Rudolf zugleich zum Manne des Volkes und zum Gegenstande der Achtung der Großen gemacht hatte. Schon in Frankfurt fehlten ihm die Mittel, die Kosten seines Aufenthalts daselbst und des Zuges nach Aachen zur Krönung zu bestreiten; er wollte den Juden in Frankfurt eine Schatzung auslegen, allein der Reichsschultheiß widersetzte sich, und nun mußte der Erzbischof von Mainz Dörfer und Burgen verpfänden, um die Summe von 20,000 Mark für ihn zusammenzubringen. Dafür mußte ihm der König eine Reihe von Abtretungen, Rechten und Bewilligungen zusichern, welche die Größe seiner Verbindlichkeiten gegen den Erzbischof bezeugen. Auch dem Erzbischof von Trier und dem Pfalzgrafen Ludwig mußte er die wegen seiner Wahl gehabten Kosten ersetzen und, da er es nicht sofort konnte, sich mit einem körperlichen Eide gegen sie verpflichten, – wohl das erste Mal, daß ein deutscher König sich herabließ, in Person einen Eid wegen solcher Angelegenheit zu schwören. Dem Herzoge von Brabant mußte er die Reichseinkünfte zu Aachen, Einzig, Dortmund und Duisburg, nebst allen Reichsbesitzunqen zwischen der Mosel und dem Meere, verpfänden, weil dieser ihm 16,000 Mark geliehen hatte. So verringerte Adolf das Reichsgut wiederum, welches Rudolf mit Sorgfalt wieder zusammenzubringen gestrebt hatte. Nach diesen ersten Geschäften wollte Adolf, gleich seinem kräftigen Vorgänger, das Reich durchziehen, Landfriedensgebote geben und das Recht handhaben. Und wirklich gelang es ihm, im Jahre 1293 Schwaben zu beruhigen und einen Aufruhr in Colmar zu stillen, den der unruhige Reichsschultheiß Walter Rösselmann angestiftet hatte. Adolf mußte die Stadt sechs Wochen lang belagern, bis Mangel und Not die Bürger zwang, ihren Gewalthaber zu vertreiben und dem Könige die Tore zu öffnen. Rösselmann wurde gefangen genommen und auf ein Rad gesetzt, den einen Arm an einer Stange in die Höhe gebunden , und in dieser schimpflichen Stellung in den benachbarten Städten umhergefahren. Er starb im Gefängnisse. Diese ersten Regierungshandlungen zur Handhabung des Rechtes waren löblich; allein bald ließ sich Adolf in Unternehmungen zur Vermehrung seiner Macht ein, welche seinen guten Ruf untergruben und zuletzt seinen Untergang herbeiführten. Zuerst faßte er den Gedanken, sein Ansehn nach Außen hin gegen den König von Frankreich, Philipp den Schönen, geltend zu machen. Er hatte eine gerechte Aufforderung dazu. Die Könige von Frankreich hatten immer schon Neigung gezeigt, von den Grenzprovinzen Deutschlands die eine oder andere an sich zu ziehen; jetzt entwarf Philipp den Plan, die reichslehnbare Grafschaft Burgund von ihrem Pfalzgrafen Otto, dessen Tochter Johanna er mit einem seiner Söhne vermählte, an sein Haus zu bringen. Otto ging den Vertrag ein und übergab gegen ein jährliches Gehalt die Grafschaft. König Adolf dagegen hatte mit dem Könige Eduard von England, der auch über Philipps feindliche Maßregeln zu klagen hatte, einen Bund geschlossen und schrieb einen Absagebrief an Philipp, in welchem er ihm sein und seiner Vorfahren Unrecht gegen Deutschland vorhielt; allein der französische König antwortete kalt, er nehme die Fehde an, und nannte in seinem Schreiben Adolfen nicht einmal einen römischen König, sondern nur König von Alemannien. Hätte nun Adolf seine gerechte Sache gegen Frankreich mit Kraft durchgeführt und an dem englischen Könige einen treuen und tätigen Verbündeten gehabt, so würde jedermann ihn gelobt haben; allein er nahm nur von Eduard eine Geldsumme von hunderttausend Pfund Sterlinge, machte zwar im Elsaß einige Anstalten zum Einfalle in Frankreich, ließ sich aber durch die Vermittelung des Papstes für jetzt wie der beruhigen und verwendete das englische Geld zu einer andern, wenig zu seiner Ehre gereichenden, Unternehmung, zu dem Versuche nämlich, die thüringischen Erblande, wenigstens die Markgrafschaft Meißen, an sein Haus zu bringen. Wir kennen schon die unglücklichen Streitigkeiten zwischen dem Landgrafen Albrecht dem Unartigen (degener) und seinen Söhnen Friedrich und Diezmann; sie waren so weit gediehen, daß zuerst Friedrich in die Gefangenschaft seines Vaters geriet und nur durch die Hilfe vertrauter Freunde von der Wartburg entkam, und darnach der Vater Gefangener des Sohnes wurde, der ihn jedoch aus die Vermittelung der thüringischen Grafen und Herren wieder losgab. Allein der Haß blieb und wurde noch vermehrt, als die Söhne nach dem Tode ihres kinderlosen Vetters Friedrich Tuta die Markgrafschaft Meißen in Besitz nahmen, aus welche der Vater für seinen Lieblingssohn Apiz Anspruch machte. Als er ihn nicht durchsetzen konnte, verband er sich mit dem Könige Adolf, welcher Meißen als ein heimgefallenes Reichslehen einziehen wollte, und erhielt 12,000 Mark Unterstützungs- oder vielmehr Abfindungsgelder, wofür er seine Ansprüche aus Meißen ausgab. Die Söhne indeß wollten sich nicht aus dem besetzten Meißner Lande durch königliches Machtgebot vertreiben lassen. Da beschloß Adolf, die Gewalt der Waffen zu gebrauchen; das englische Geld mußte ihm Söldner werben. Im September 1294 rückte er in Thüringen ein, wo die Söhne Anhang gesunden hatten, und lagerte sich bei Eisleben in der Grafschaft Mansfeld. Seine zügellosen Heerhaufen verübten die schrecklichsten Gräuel im Lande umher und machten seinen Namen im ganzen Reiche verhaßt. Er drang bis Leipzig vor, verließ aber für den Winter das Land. Im August 1295 machte er einen zweiten Einfall, eroberte die Burgen Frankenstein und Kreuzburg an der Werra und im Januar 1296 die Stadt und Burg Freiberg im Erzgebirge. 60 Mann der Besatzung ließ er sogleich als Reichsverräter, weil Markgraf Friedrich in der Reichsacht war, hinrichten, das Leben der übrigen erkaufte Friedrich edelmütig durch Übergabe dessen, was er noch von der Markgrafschaft in Händen hatte, und so konnte der Meißnische Krieg für jetzt als beendigt angesehen werden. Adolf bestellte seine Statthalter in den thüringischen Ländern und kehrte an den Rhein zurück. Er wollte jetzt mit dem Kriege gegen Frankreich Ernst machen , allein er kam zu spät; der eine Verbündete, Graf Guido von Flandern, war am 13. August 1297 bei Veurne von den Franzosen geschlagen, und als König Eduard am 29. August bei Sluis landete, König Adolf aber noch nicht zur Stelle war, schloß er auch einen Waffenstillstand mit Philipp von Frankreich. Über König Adolfs Saumseligkeit waren die Engländer sehr erzürnt…“

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