Die Erhebung des Majors Ferdinand von Schill

„Es zog aus Berlin ein tapferer Held,

Er führte sechshundert Reiter ins Feld,

Sechshundert Reiter mit redlichem Mut,

Die dürsteten alle Franzosenblut.

Auch zogen mit Reitern und Rossen im Schritt

Wohl tausend der tapfersten Schützen mit,

Ihr Schützen gesegn‘ euch Gott jeglichen Schuß,

Durch welchen ein Franzmann erblassen muß!

So zieht der tapfre, der mutige Schill,

Der mit den Franzosen sich schlagen will;

Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus,

Ihn sendet die Freiheit, das Vaterland aus.

Bei Dodendorf färbten die Männer gut

Das Magdeburger Land mit französischem Blut,

Zweitausend zerhieben die Säbel blank,

Die übrigen machten die Beine lang.

Drauf stürmten sie Dömitz, das feste Haus,

Und jagten die Schelmenfranzosen heraus,

Dann zogen sie lustig ins Pommerland ein,

Da soll kein Franzose sein Kiwi! mehr schrein.

Auf Stralsund stürmte der reisige Zug –

O Franzosen, verständet ihr Vogelflug!

O wüchsen euch Federn und Flügel geschwind!

Es nahet der Schill, und er reitet wie Wind.

Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt,

Die der Wallenstein weiland belagert hat,

Wo der zwölfte Karolus im Tore schlief.

Jetzt liegen ihre Mauern und Türme tief.

O weh euch, Franzosen! Jetzt seid ihr tot,

Ihr färbet die Säbel der Reiter rot,

Die Reiter sie fühlen das deutsche Blut,

Franzosen zu säbeln, das deucht ihnen gut.

O Schill, o Schill, du tapferer Held!

Was sind dir für bübische Netze gestellt!

Viele ziehen zu Lande, es schleichet vom Meer

Der Däne, die tückische Schlange, daher.

O Schill, o Schill, du tapferer Held!

Was sprengst du nicht mit den Reitern ins Feld?

Was schließest in Mauern die Tapferkeit ein?

In Stralsund, da sollst du begraben sein.

O Stralsund, du trauriges Stralesund!

In dir geht das tapferste Herz zugrund‘,

Eine Kugel durchbohret das treueste Herz,

Und Buben sie treiben mit Helden Scherz.

Da schreiet ein frecher Franzosenmund:

„Man soll ihn begraben wie einen Hund,

Wie einen Schelm, der an Galgen und Rad

Schon fütterte Krähen und Raben satt.“

So trugen sie ihn ohne Sang und Klang,

Ohne Pfeifenspiel und ohne Trommelklang,

Ohne Kanonenmusik und Flintengruß,

Womit man die Tapfern begraben muß.

Sie schnitten den Kopf von dem Rumpf ihm ab

Und warfen den Leib in ein schlechtes Grab,

Da schläft er nun bis an den Jüngsten Tag,

Wo Gott ihn zu Freuden erwecken mag.

Da schläft der fromme, der tapfre Held,

Ihm ward kein Stein zum Gedächtnis gestellt;

Doch hat er auch keinen Ehrenstein,

Sein Name wird nimmer vergessen sein.

Denn zäumet ein Reiter sein schnelles Pferd,

Und schwinget ein Reiter sein blankes Schwert,

So rufet er immer: „Herr Schill! Herr Schill!

Ich an den Franzosen Euch rächen will.“

So besingt unser großer deutscher Dichter Ernst Moritz Arndt in seinem Lied vom Schill die Schilderhebung unseres Majors. Begonnen wurde diese im Jahre 1809, wahrscheinlich auf geheime Weisung der preußischen Regierung. Zumindest hat sich unser Ferdinand von Schill immer auf diese berufen, was freilich unser König Friedrich Wilhelm in Abrede gestellt hat. Aber so ist die Staatskunst nun einmal. Die Scharnhorsts Heeresreform war gerade eben erst begonnen und die Niederlagen unseres Kaisers Franz II. flößten keinen Kampfeifer ein. Als unser Schill nämlich seine Erhebung begann, traf bald die Unglücksbotschaft von Regensburg ein. Der Sieg unseres Erzherzogs Karls über Napoleon bei Aspern kam zu spät. Der Zulauf für unseren Ferdinand von Schill war daher leider nur gering und so vermochte er Napoleons Bruder Hieronymus – gemeinhin als König Lustig bekannt – nicht vom Thron des Kunststaates Westphalens zu stoßen. Stattdessen mußte er sich nach Stralsund zurückziehen. Er wollte die Stadt zur Festung und Operationsbasis ausbauen, wurde aber von der feindlichen Übermacht erdrückt und fiel im Straßenkampf. Schäumend vor Wut ließ der gallische Gewaltherrscher elf von Schillers Offizieren öffentlich ermorden und 500 seiner Soldaten auf seine Galeeren verschleppen. In „Schills Zug nach Stralsund und sein Ende“ setzt unser Ferdinand von Schill mit seinen Recken nun seine Heerfahrt fort und erläßt seinen berühmten Aufruf an uns Deutsche: http://www.epoche-napoleon.net/werk/a/anonym/flugschriften/schills-zug/i-teil.html

„Welche traurige Regierungsform eine Republik sei, bestätigte sich hier. Unter den 20 Versammelten herrschte eine Menge verschiedener Meinungen, die zum Teil mit wenig Mäßigung, ja mit Bitterkeit und Hitze verfochten wurden. Endlich nahm ein gewisser Stock das Wort; er sprach mit Feuer, Einsicht und Kraft, indem er ungefähr folgendes sagte: „Als General in gewöhnlichen Fällen genehmige ich die Maßregeln unsers Chefs, hinter die Elbe zurückzuziehen, vollkommen. Wir aber sind in einer ganz verschiedenen Lage; wir haben ein ungeheures Unternehmen begonnen, die Augen der Welt sind auf uns gerichtet, wir können daher unsere Operationen mit keiner Retraite eröffnen, ohne das Zutrauen des Publikums zu schwächen. Wir müssen vorwärts nach Westphalen, dem Volke Gelegenheit geben, das Joch, das uns drückt, abzuschütteln; macht es uns keine gemeinschaftliche Sache, ziehet es diesen Druck der Freiheit vor, dann haben wir das Unsrige getan und uns bleibt nichts übrig, als so groß zu enden wie wir angefangen.“ Ein allgemeines „Vorwärts! Vorwärts!“ begleitete den Schluß dieser kraftvollen Rede. Der Kriegsrat war hiermit beendigt; es wurde um 4 Uhr Nachmittags aufgebrochen, und gegen Abend erreichten wir das westphälische, früher preußische Gebiet, das Herzogtum Magdeburg und marschierten durch Staßfurth, ein kleines Städtchen. Unsere rege Einbildungskraft und falsche erhaltene Nachrichten hatten den Glauben erzeugt, wir brauchten uns nur diesen vor kurzen noch preußischen Provinzen zu zeigen, um einen ungeheuren Zulauf zu erhalten. Die nackte Wirklichkeit hingegen ließ diese schon ausgemalten Bilder unausgefüllt. Die von Kattsche Geschichte war kurz vorhergegangen, verunglückt und mehrere Teilnehmer an verschiedenen Orten erschossen worden. Dies Beispiel der Strenge schreckte die Furchtsamen; mir wurden zwar teilweise mit Freuden empfangen, man scheute sich aber, diese Gefühle laut werden zu lassen. Obgleich wir uns als Befreier verkündigten, Proklamationen austeilten und die Zuschauer ermahnten, tätig Teil zu nehmen, gelang es uns doch nicht, diese trägen deutschen Gemüter zu entflammen; denn die Meisten äußerten gerade heraus, sie wollten erst sehen, wie es ablaufen würde. Ja, als der Major beim Durchmarsch durch ein großes Dorf die versammelte Gemeine selbst anredete, ihnen mit lebhaften Farben die großen Bilder der Spanier, der Tiroler malte und sie zur Nachfolge aufrief, gab ein Bauer zur Antwort: „Sie haben recht, es muß anders werden; lassen Sie uns nur noch abwarten, bis die Ernte vorbei ist!“ Nichts Gutes erwartend, setzten wir unsern Weg fort, biwakierten um Borne, wo wir sanft schliefen, nicht ahnend, daß künftigen Morgen viele der unsrigen den ewigen Schlaf schlafen würden. Den fünften Mai. An frühen Morgen bestimmte Schill Mehrere, die umliegende Gegend zu insurgieren, die gedruckten Anzeigen der gewonnenen Schlacht bei Regensburg wegzunehmen und folgende Proklamation vorzulesen. „An die Deutschen. Meine in den Ketten eines fremden Volkes schmachtenden Brüder! Der Augenblick ist erschienen, wo Ihr die Fesseln abwerfen und eine Verfassung wiedererhalten könnt, unter welcher ihr seit Jahrhunderten glücklich lebtet, bis der unbegrenzte Ehrgeiz eines kühnen Eroberers unermeßliches Elend über das Vaterland verbreitete. Ermannt Euch, folgt meinem Winke, und wir sind was wir ehemals waren! Ziehet die Sturmglocken! Dieses schreckliche Zeichen des Brandes fache in Euren Herzen die reine Flamme der Vaterlandsliebe an und sei für Eure Unterdrücker das Zeichen des Unterganges. Alles greife zu den Waffen; – Sensen und Piken mögen die Stelle der Gewehre vertreten. Bald werden englische Waffen sie ersetzen, die schon angekommen sind. Mit kräftiger Hand geführt, wird auch die friedliche Sense zur tödtenden Waffe. Jeder greife zu den Waffen, nehme Teil an dem Ruhme der Befreier des Vaterlandes, erkämpfe für sich und seine Enkel Ruhe und Zufriedenheit! Wer feige genug ist, sich der ehrenvollen Aufforderung zu entziehen, den treffe Schmach und Verachtung, der sei zeitlebens gebrandmarkt! Ein edles deutsches Mädchen reiche nie die Hand einem solchen Verräter! Fasset Mut! Gott ist mit uns und unserer gerechten Sache. Das Gebet der Greise möge Segen für uns erflehen. Siegreich rücken Österreichs Heere vor, trotz den großprahlerischen Versicherungen Frankreichs; die Tiroler haben schon rühmlich die Fesseln zerbrochen; die braven Hessen haben sich gesammelt; an der Spitze geprüfter, im Kampfe geübter Krieger eile ich zu Euch. Bald wird die gerechte Sache siegen, der alte Ruhm des Vaterlandes wiederhergestellt sein. Auf zu den Waffen! Schill.“ Überall ließen wir die Gemeinden zusammenkommen; sobald die Sturmglocken ertönten und Fanale auf den Bergen brannten, sollten sie sich sammeln; wir hielten Reden, die eines Demosthenes würdig gewesen wären, und langten auf den Rendez-vous an…“

Ein Held wie unser Drachentöter Siegfried war unser Ferdinand von Schill fürwahr und so soll zum Beginn seiner Schilderhebung Richard Wagners Meisterwerk erklingen: https://www.youtube.com/watch?v=uYQrVahKYVY

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