Kaiser Heinrich der Sechste

„Des Rotbarts Sohn, Herr Heinrich,

Versöhnte mit dem Löwen sich,

Obwohl derselbe heimgekehrt

Gleich wieder zieht sein kühnes Schwert.

Denn zu erneu’n den alten Streit,

Gebrach’s dem Staufen jetzt an Zeit;

Ein ander Thun lag ihm im Sinn:

Er mußte nach Sizilien hin,

Daß er dies Land – der Gattin Erbe –

Für sich und sein Geschlecht erwerbe.

Doch leider, er verfuhr hierbei

Mit Grausamkeit und Barbarei.

Auch andre Pläne er noch hegt:

Die Krone, die durch Wahl er trägt,

Erblich zu machen seinem Haus,

Da starb er hin – drum ward nichts draus.“

(Max Barack, „Die deutschen Kaiser“)

Hätte unser alter deutscher Kaiser Heinrich der Sechste länger gelebt, so würde unsere deutsche Geschichte wohl eine andere Wendung genommen haben. Durch seine Heirat mit Konstanze von Sizilien erlangte er die Herrschaft über das mächtige Normannenreich im Süden Italiens und wäre daher in der Lage gewesen die aufsässigen Lombardenstädte und das Papsttum in die Zange zu nehmen. Damit wäre die verderbliche Schwächung der Reichsgewalt nach dem Erlöschen unseres Staufischen Kaiserhauses vielleicht ausgeblieben und vollendet worden, was unsere Kimbern und Teutonen vor so langer Zeit begonnen haben… Nun ja, die Nornen wollten es anders und so bleibt uns Panzertieren nur an unseren Kaiser Heinrich den Sechsten zu erinnern. Geboren wurde der Sohn Kaiser Friedrichs des Ersten (genannt Rotbart) und der Beatrix von Burgund 1165 in Nimwegen und schon 1169 zum deutschen König gewählt. Seinem Vater Friedrich Rotbart folgte er 1190 nach und erlangte 1191 die römische Kaiserwürde. Letzteres geschah am heutigen Tag und ist der Grund für unsere heutige Panzerfeier. Neben der Inbesitznahme Siziliens ist vor allem sein Ausgleich mit den mächtigen Welfen bemerkenswert. Sein Plan unser uraltes deutsches Wahlrecht abzuschaffen, scheiterte am Widerstand der Fürsten. Bisweilen trat unser Kaiser Heinrich der Sechste auch als Minnesänger in Erscheinung und so überliefert uns die Heidelberger Liederhandschrift einige seiner Verse. Aus seiner Ehe mit Konstanze von Sizilien ging leider nur ein Sohn hervor: Unser Kaiser Friedrich der Zweite, der das staufische Kaisertum machtvoll erneuern sollte… Haydns Kaiserquartett habe ich mir für unseren Kaiser Heinrich den Sechsten zur Kaiserkrönung ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=Gp67GkY8x1w Bei unserem Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ wird nun der englische König Richard Löwenherz von seinen Landsleuten losgekauft, nachdem ihn unser Herzog Leopold der Sechste hatte festsetzen lassen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Bei dieser Gelegenheit widerfuhr dem Herzog Leopold und den Deutschen ein arger Schimpf von dem stolzen englischen Könige: die Deutschen hatten einen der Türme in der Stadtmauer erobert und pflanzten die deutsche Fahne aus demselben aus; Richard aber, der dieses als eine Beleidigung gegen sich ansah, ließ sie herunterreißen und in den Kot werfen. Dazu wurde den Deutschen ihr Anteil an der Beute versagt. Die Klagen des Herzogs Leopold wurden von Richard mit Hohn zurückgewiesen, und erzürnt zog jener nach Deutschland zurück. Wider sein Erwarten kam bald nachher für ihn der Tag der Rache. König Richard kehrte, nachdem er, trotz aller kühnen Taten, Jerusalem nicht erobern konnte und in England sein Bruder Johann, in Frankreich der früher zurückgekehrte König Philipp August feindselig gegen ihn austraten, im Herbst 1192 nach Europa zurück. Stürmt verschlugen ihn in den adriatischen Meerbusen und trieben sein Schiff in der Gegend von Aquileia ans Ufer. Mit wenigen Begleitern wollte er, in dem Kleide eines Tempelherrn, in sein Reich zurückkehren; aber seine und seiner Diener Unbesonnenheit verriet ihn; sie machten großen Aufwand, erregten Aufmerksamkeit, man spürte ihm nach, und so wurde er endlich am 21. Dezember 1192 zu Erperg bei Wien an einem großen Diamanten, den er an dem Finger trug, erkannt. Das Haus, in welchem er abgetreten war, wurde umstellt, und da er sah, daß er sich nicht retten konnte und daß aller Widerstand vergeblich sein würde, verlangte er, sich dem Herzog selbst zu ergeben. Leopold wurde herbeigerufen und nahm ihn als Gefangenen an. Aber Richards Hoffnung aus ritterliche Behandlung schlug fehl; Leopold, aus Groll wegen der früheren Beleidigung, ließ ihn in harte Gefangenschaft aus die Feste Dürrenstein bei Krems an der Donau bringen. Der Kaiser Heinrich freute sich bei der Nachricht von Richards Gefangennehmung sehr; er hoffte, Vorteil aus derselben zu ziehen und zunächst vor aller Welt Augen die Größe der kaiserlichen Majestät über alle Könige der Erde darzutun. Er behauptete, ein König könne nicht Gefangener eines Herzogs sein, Richard müsse ihm, dem Kaiser, übergeben werden, und wirklich mußte Leopold den König im Mai 1193 ausliefern, doch erhielt er das Versprechen eines ansehnlichen Lösegeldes. Heinrich ließ den Gefangenen nach Mainz, dann nach Worms und zuletzt nach dem Schlosse Trifels am Rheine bringen. Die Kunde von der Gefangenschaft ihres ritterlichen Königs erschreckte die Engländer aus das Äußerste; Richards Mutter, die Königin Eleonore, schrieb die dringendsten Briefe an den Papst Kölestin, daß er den Kaiser zur Befreiung des Königs zwingen möge, allein Kölestin wagte nicht, etwas Entscheidendes vorzunehmen, sondern ermahnte nur angelegentlich; und als nun auch eine Gesandtschaft aus England ankam, beschloß Heinrich, ein förmliches Gericht über Richard zu halten. Die Fürsten wurden nach Ha gen au berufen und hier stand ein König von England förmlich vor dem römisch-deutschen Kaiser als Angeklagter zu Gericht, Es wurden ihm mehrere Anklagen vorgehalten , nicht nur in Beziehung aus seine Beleidigung gegen Leopold und die Deutschen zu Akkon, sondern auch aus das, was er gegen den König von Frankreich, den griechischen Kaiser und den Markgrafen von Montserrat sollte verbrochen haben. Kein Kaiser hat je das Richteramt über alle andern christlichen Fürsten so hoch gestellt und so weit geführt, als Heinrich VI. Richard jedoch verteidigte sich mit solcher Würde und Beredsamkeit, daß seine Rede und sein edles ritterliches Wesen einen tiefen Eindruck auf alle Anwesenden machte; auch der Kaiser wurde von dem Gefühle der Achtung überwältigt, stand auf, umarmte den König und setzte ihn neben sich. Allein ihn ohne Lösegeld frei zu geben, dazu fehlte ihm die Großmut des Herzens; er verlangte Entschädigung für die den Deutschen in Akkon entzogene Beute und schloß endlich einen Vertrag mit Richard, daß dieser sogleich 100,000 Mark (eine Million Taler) und nach seiner Befreiung noch 50,000 Mark zahlen sollte. Mit großer Mühe wurde in England die für die damalige Zeit unermeßliche Summe zusammengebracht; die goldenen und silbernen Kelche und andere Kleinodien in den Kirchen mußten zu Hilfe genommen werden; noch bis zum Frühjahr 1194 mußte Richard Gefangener bleiben; da kam seine Mutter mit einigen hohen Geistlichen, brachte das Lösegeld und nahm ihren Sohn unter feierlicher Übergabe zu Mainz in Empfang, um ihn nach England zurückzuführen. Der Herzog Leopold sollte 20,000 Mark als seinen Teil des Lösegeldes erhalten und bekam gleich 6000 Mark; aber er genoß wenig davon; am zweiten Weihnachtstage 1194 stürzte er zu Graz bei einem Ritterspiele mit dem Pferde, zerbrach sich das Bein und starb am letzten Tage des Jahres an der vom Brande ergriffenen Wunde. Die Gefangenschaft und Befreiung König Richards, bei welcher sein Sänger Blondel des Königs verborgenen Kerker entdeckt haben sollte, ist vielfach in Liedern besungen und durch die Dichtkunst abenteuerlich ausgeschmückt…“

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