Generalleutnant Johann von Tilly

Wahrlich, ich liebe sie nicht unsere deutschen Bürger- und Bruderkriege. Aber da – wenn auch zur Förderung des preußischen Militarismus – die Schlachtensiege Friedrichs des Großen und die Schlacht von Königgrätz gefeiert werden, können wir wohl schlecht unseren Feldherren des 30jährigen Krieges das Gedenken versagen. Zumal diese – selbst Wallenstein nicht – mit dem Ausbruch desselbigen herzlich wenig zu tun hatten und darin nur ihre Pflicht und Schuldigkeit getan haben. Anläßlich seines heutigen Heimganges zu Ingolstadt im Jahre 1632 wollen wir unseres Generalleutnants Johann von Tilly gedenken. Auf der väterlichen Burg erblickte er 1559 das Licht der Welt und kämpfte unter Alexander Farnese im 80jährigen Krieg. Später stand er in kaiserlichen Diensten gegen die Türken. Ab 1610 führte er das Heer der katholischen Liga und siegte mit diesem in den Schlachten am Weißen Berg, bei Wimpfen, Höchst, Stadtlohn und Lutter am Barenberge. Als Nachfolger Wallensteins hatte er gegen Gustav Adolf uns seine Schweden weniger Glück und wurde in der Schlacht bei Rain am Lech obendrein auch noch tödlich verwundet. Ob unser Tilly die Plünderung und Zerstörung Magdeburgs zu verantworten hat, ist zwischen den Katholiken und Lutheranern umstritten. Und weil die Sache – bisher – noch nicht kriegsgerichtlich untersucht worden ist, wollen wir bei der Panzergedenkfeier für unseren Tilly nicht zu sehr darauf herumreiten. Wenn auch wegen der Art und Weise, wie damals in deutschen Landen Krieg geführt wurde, allen Beteiligten Latrinendienst aufgebrummt werden sollte… Zu seinem Heimgang bekommt unser Tilly von mir „Der gute Kamerad“ – welches unser Dichter Ludwig Uhland für solche Anlässe gedichtet hat – gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=Lg0BZSWZD9A

„Ich hatt’ einen Kameraden,

Einen bessern findst du nit.

Die Trommel schlug zum Streite,

Er ging an meiner Seite

In gleichem Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen,

Gilt’s mir oder gilt es dir?

Ihn hat es weggerissen,

Er liegt mir vor den Füßen,

Als wär’s ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen,

Derweil ich eben lad.

Kann dir die Hand nicht geben,

Bleib du im ew’gen Leben

Mein guter Kamerad!“

Anläßlich des Übertritts von unserem Tilly in den Dienste der katholischen Liga kommt unser Geschichtsschreiber Onno Klopp („Tilly im dreißigjährigen Kriege“) auf deren Oberhaupt, den Kurfürsten Maximilian von Bayern zu sprechen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10717043_00005.html

„Seine Antwort tat ihre Wirkung. Die Verleumdung von damals, die Tilly selbst abwehren konnte, war aus der Geschichte spurlos verschwunden. Erst die urkundliche Forschung unserer Tage hat sie wieder hervorgezogen , nicht wegen der Verleumdung, sondern wegen der Abwehr. Matthias beharrte aus seinem Wege mit Hilfe oder vielmehr als Werkzeug der Feudalherren der Erblande des Hauses den kaiserlichen Bruder zu bedrängen. Tillys Kopf und Arm waren dem Kaiser verfügbar; allein Rudolf gab sich selber auf. Am 25. Mai 1608 trat er Ungarn und Mähren dem arglistigen Bruder ab. Tilly zog sich zurück. Während der beiden nächsten Jahre wissen wir nichts von ihm. Es scheint, daß er als Privatmann gelebt, ohne doch seines Dienstes von Rudolf völlig entlassen zu sein. Er sah, wie die Dinge sich wandten, wie er bei längerem Beharren im Dienste des Hauses Österreich früher oder später denselben Erzherzog Matthias als seinen Herrn erkennen müsse, der alles getan, was er vermochte, um die Ehre des Helden zu Schanden zu machen. Deshalb war ihm der Ruf des Herzogs Maximilians von Bayern im Frühlinge des Jahres 1610 willkommen. Rudolf gewährte ihm die gewünschte Entlassung. Tilly meldete dem Erzherzoge Albrecht in Brüssel sein Vorhaben und beteuerte, daß er ungeachtet dieser Änderung in treuer Devotion gegen das Haus Österreich verharren, und wo die Gelegenheit es geben würde, demselben mit Darbringung von Gut und Blut zu dienen bereit sei. Vom Mai 1610 an stand Tilly im Dienste des Herzogs Maximilian von Bayern. Max war von den Jesuiten zu Ingolstadt erzogen. Der Plan, den sie dabei verfolgten, liegt vor. Max sollte nicht bloß ein strenger Katholik sein, sondern zugleich ward Bedacht genommen aus die möglichste Ausbildung seiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten. Der Plan enthält in kurzen gedrängten Zügen ein theoretisches Musterbild seiner Art. Es kommt dabei freilich aus die Praxis an. Und auch daran hat es bei den kundigen, weltmännisch gewandten Vätern der Gesellschaft Jesu nicht gefehlt. Es ward allerdings auch von befreundeter Seite die Klage erhoben, daß dieser Erziehungsplan nicht den Vorschriften entspreche, welche Xenophon bei der Ausbildung des Cyrus als maßgebend ausgestellt. Aber fragen wir nach dem Ergebnisse. Max sprach außer seiner deutschen Muttersprache auch italienisch und französisch, und verstand ziemlich spanisch. Er bemühte sich, was er schrieb, in wohlgesetzte Form zu dringen und stilistisch abzurunden. Auch dabei bewährte er seine deutsche Gesinnung, daß er über die Berichte aus Tillys Kriegskanzlei sich unmutig gegen denselben äußerte: wer doch die neuen undeutschen Wörter ausbringe. Max war den Künsten hold, insbesondere der Malerei. Er hatte bedeutende Kenntnisse in der Wissenschaft des Rechtes. Von einer finsteren Asketil enthält de Studienplan nicht ein Wort. Allein während die Fürstenhöfe in Nord- und Mitteldeutschland einer wilden zerrüttenden Sauflust frönten, blieb Max und eine Umgebung nüchtern, mäßig, tätig in hohem Grade. Max sah mit eigenen Augen. Er duldete keine Schmeichler. Er war wohltätig. Er war der einzige deutsche Fürst seiner Zeit, der keine Schulden hatte. Wenn seine Bemühungen des Spanns über das rechte Maß hinausgingen, wenn dieselben oft einem Scharren zu gleichen schienen: so sparte Maximilian niemals für sich. Und vor allem, ihm war ein Gedanke ausgegangen von unermeßlicher Tragweite für das nationale Leben. Der Gedanke, den Machiavelli hundert Jahre vor Maximilians Auftreten für Italien mahnend verkündet, der hundert Jahre nach Maximilians Tode energische Vertreter in dem Domherrn Fürstenberg zu Münster, in dem Grafen Wilhelm von Schaumburg-Lippe fand, der Gedanke, den wiederum dieser letztere als Keim für eine große Aussaat des deutsch-nationalen Lebens auf Scharnhorst übertrug: daß die feste Grundlage des Staates und der Nation, der Ordnung und der Sicherheit bestehe in der Wehrfähigkeit und Wehrpflicht aller Angehörigen: dieser Gedanke hatte früh in der Seele Maximilians Wurzel geschlagen und wuchs empor durch ihn. Er hat in seinem Lande dafür getan, was er vermochte. Allein die Zeit der Ausführung war noch nicht gekommen…“

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