Fregattenkapitän Otto Kretschmer

In Heidau im Schlesierland wurde 1912 unser großer Ubootheld Otto Kretschmer geboren, der im Sechsjährigen Krieg 47 feindliche Schiffe mit 270,000 Bruttoregistertonnen versenkt hat. Damit ist er unser Ubootass Nummer Eins. Zur Welt kam unser Seeheld 1912 in Heidau im Schlesierland. Unserer deutschen Flotte schloß er sich 1930 an und nachdem er zuerst auf unseren leichten Kreuzern Köln und Emden Dienst tat, ging er 1936 zu den U-Booten. Mit der U XXXV, der U XXIII und der U XCIX kämpfte er zuerst im Spanischen Bürgerkrieg und dann im Sechsjährigen Krieg. Für seine Seekämpfe hat unser Otto Kretschmer natürlich das Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern abgestaubt. Ein Panzerseefahrerbuch hat er uns leider nicht geschrieben und so gibt es bei seinem Geburtstag auch nichts zum Vorlesen. Schade. Als Schlesier bekommt unser Otto Kretschmer natürlich bei seinem Geburtstag „Mein Schlesierland“ gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=jOHBWbJq1VA

„Kehr ich einst zur Heimat wieder,

Früh am Morgen, wenn die Sonn‘ aufgeht.

Schau ich dann ins Tal hernieder,

Wo vor einer Tür ein Mädchen steht.

Da seufzt sie still, ja still und flüstert leise:

Mein Schlesierland, mein Heimatland,

So von Natur, Natur in alter Weise,

Wir sehn uns wieder, mein Schlesierland,

Wir sehn uns wieder am Oderstrand.

In dem Schatten einer Eiche,

Ja, da gab ich ihr den Abschiedskuß.

Schatz, ich kann nicht bei dir bleiben,

Weil, ja weil ich von dir scheiden muß.

Da seufzt sie still, ja still und flüstert leise:

Mein Schlesierland, mein Heimatland,

So von Natur, Natur in alter Weise,

Wir sehn uns wieder, mein Schlesierland,

Wir sehn uns wieder am Oderstrand.

Liebes Mädchen, laß das Weinen,

Liebes Mädchen, laß das Weinen sein.

Wenn die Rosen wieder blühen,

Ja dann kehr ich wieder bei dir ein.

Da seufzt sie still, ja still und flüstert leise:

Mein Schlesierland, mein Heimatland,

So von Natur, Natur in alter Weise,

Wir sehn uns wieder, mein Schlesierland,

Wir sehn uns wieder am Oderstrand.“

Von den ersten Feindfahrten unseres Uboothelden berichtet uns unser Panzergeschichtsschreiber Bodo Herzog („Otto Kretschmer. Der erfolgreichste U-Boot-Kommandant des Zweiten Weltkrieges“) dazu ein wenig:

„Ergänzend an dieser Stelle eine amtliche Beurteilung: „Kapitänleutnant Kretschmer ist seit dem Herbststellenwechsel 1937 als Kommandant von U-23 bei der U-Flottille Weddigen… Er ist ein für sein Alter ungewöhnlich ruhiger, aber innerlich starker und ausgeprägter Charakter. Sehr sympathisch, bescheiden und wohlerzogen in Formen und Auftreten. Versucht nie etwas aus sich selbst zu machen. Äußerlich eine gepflegte und gute Erscheinung, gesellschaftlich zurückhaltend aber gewandt. Bei guter geistiger Veranlagung ist er sehr vielseitig interessiert und gut belesen, anregend in der Unterhaltung, sobald er eine gewisse Scheu und Zurückhaltung überwunden hat. Neigt dazu Einzelgänger zu sein und alle Dinge mit sich selbst abzumachen, trotzdem er im Kameradenkreise durch seine im Grunde fröhliche und besonders kameradschaftliche Art, sowie seinen trockenen Humor, sehr beliebt ist. Die Stellung als U-Boot-Kommandant hat er schon in zwei Friedensjahren tadellos ausgefüllt, seine Besatzung gut ausgebildet und geführt und sein Boot in jeder Hinsicht gut gefahren, wobei eine ganz besonders gute seemännische Veranlagung auffiel. Navigatorisch umsichtig und sicher. Bei Übungen zeigte er gute taktische Anlagen und Verständnis. Auf mehreren Kriegsfährten hat sich Kretschmer hervorragend bewährt und wurde, nachdem er bereits mit dem Eisernen)Kreuz) II. Klasse ausgezeichnet war, im Dezember (1939), nach einer sehr schwierigen, kühn und umsichtig durchgeführten Sonderunternehmung, mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. Hervorstechend bei seinen Feindfährten waren die Unbeschwertheit, Ruhe, Entschlossenheit und großes Können, mit der sie durchgeführt wurden. Er ist ein U-Boot-Kommandant, der zur Durchführung schwieriger Aufgaben an Hand obiger Veranlagung besonders geeignet ist, und der körperlich und geistig frisch und unverbraucht ist, so daß ein weiterer, erfolgreicher Werdegang von ihm zu erwarten ist. Kretschmer ist zunächst als Kommandant eines großen U-Bootes besonders geeignet. Spätere Verwendung als Flottillenchef sowie als Referent oder Asto [Admiralstabsoffizier] erscheint, bei Erreichung des entsprechenden Dienstalters, zweckmäßig; er wird jede für ihn in Frage kommende selbständige Stellung voll ausfüllen und verdient für die Zukunft Beachtung…“ – Aus der Beurteilung des Flottillenchefs: „Kapitänleutnant Kretschmer ist ein sehr stiller und zurückhaltender aber tüchtiger und energischer Offizier. Gut begabt, klar im Urteil, abwägend und sicher in der Zielsetzung zeigte er für seine Dienststellung sehr günstige Charaktereigenschaften. Bei Untergebenen und Kameraden, die trotz seiner Zurückhaltung schnell seinen wahren Wert erkennen, ist Kretschmer sehr beliebt. Das sehr günstige Urteil meines Vorgängers über die dienstlichen Leistungen Kretschmers habe ich voll bestätigt gefunden. Auf weiteren drei erfolgreichen Kriegsfährten war Kretschmer unermüdlich am Feind, aus sich selbst und seiner Besatzung höchstes an Leistung herausholend. Er wußte immer neuen Rat, die Hafenzeiten abzukürzen und die Zahl der mitzunehmenden Torpedos zu steigern. Sein großes Können, seine Ruhe und Entschlossenheit machten es möglich ihn mehrmals hintereinander für besonders schwierige Sonderunternehmen anzusetzen. Kapitänleutnant Kretschmer ist zum Kommandanten eines großen U-Bootes vorzüglich geeignet.“ ZusammenfassungdersU-23-Untemehmungen: I.) 25. August 1939 bis 4. September 1939: 11 Tage, 4 Tage Instandsetzung. 2.) 9. September 1939 bis 21. September 1939: 13 Tage, 7 Tage Instandsetzung, 2 Tage Verlegungsmarsch. III.) 1. Oktober 1939 bis 16. Oktober 1939: 16 Tage, 15 Tage Instandsetzung. IV.) 1. November 1939 bis 9. November 1939: 9 Tage – Kein Torpedoeinsatz: Minenunternehmung Cromarty – Firth. V.) 5. Dezember 1939 bis 15. Dezember 1939: 11 Tage, 23 Tage Instandsetzung. VI.) 8. Januar 1940 bis 15. Januar 1940: 8 Tage, 2 Tage Instandsetzung. VII.) 18. Januar 1940 bis 29. Januar 1940: 12 Tage, 10 Tage Instandsetzung/Dock. VIII.) 9. Februar 1940 bis 25. Februar 1940: 17 Tage. Es wurden in 97 Frontseetagen (88 Hafentage) 23 Torpedos verschossen, davon waren 14 Fehlschüsse: Hier überdeutlich die Torpedoversager erkennbar, die nicht zu Lasten des Kommandanten eingestuft werden dürfen. Kretschmer ergänzend: „Ich meine, die meisten sogenannten Fehlschüsse waren Torpedoversager. Bei Frühdetonierern leuchteten die Schiffe manchmal ihre Bordwand ab, weil sie offenbar mit Minen rechneten. Ich entsinne mich, ein abgeblendetes Handelsschiff mit 20-mm-Beschuß zum Stoppen und Aussteigen veranlaßt zu haben, um bei Lage 90 auf das gestoppte Schiff aus kurzer Entfernung zu schießen, um festzustellen, was der diesmal auf Aufschlag eingestellte Torpedo macht. Die Magnetzündeinrichtung mußte bei jedem Eintritt in die nächste Zone nachgestellt werden, weil die Inklination sich laufend veränderte in höheren Breiten, wie sie in der Nordsee die Regel war… Die Versagerquote ist meiner Ansicht nach mit 50% anzusetzen… U-23 als Typ II-Boot eignete sich besonders für das Eindringen in enge Gewässer wie die Inganess-Bucht in den Orkneys und die Fjorde der Shetlands (Busta Voe, Sullom Voe, Yell Sound und so weiter), wo die britische Northem Patrol aufzuspüren war.“ Trotz der oben zitierten außerordentlich positiven Beurteilungen über den Kommandanten sind ungewöhnliche und herausragende Leistungen für Außenstehende noch nicht erkennbar. In diesem Zusammenhang bliebe nachzutragen, daß am 17. Oktober 1939 der am 7. August 1916 geborene Bruder Hans-Joachim (Achim) Kretschmer als Leutnant der Luftwaffe und Kommandant eines Fernaufklärers (He-111 ) über See vor dem Firth of Forth im Luftkampf fiel. Das sollte sich indessen nachfolgend rasch ändern! Nur acht Monate lang, genau vom 3. August 1940 bis zum 25. April 1941 (von der ersten Nennung im OKW-Bericht bis zur Bekanntgabe des Bootsverlustes) war Otto Kretschmer, der „Wolf im Atlantik“, publizistisch „im Gespräch“, obwohl er zugleich wegen seiner Zurückhaltung den Spitznamen „Schweigsamer Otto“ trug…“

Ein Gedanke zu “Fregattenkapitän Otto Kretschmer

  1. Mit unserem König Rudolf dem Ersten hat heute einer der bedeutendsten deutschen Herrscher des hohen Mittelalters Geburtstag. Äußerlich scheint dies nicht der Fall zu sein. Denn die Reichsgrenzen haben sich unter ihm nicht verändert. Sein Werk ist innerlicher Natur. Er schaffte es nämlich nach seiner Wahl die Königsherrschaft im Reichsgebiet wieder einigermaßen durchzusetzen und schalte 1278 mit Ottokar von Böhmen einen gefährlichen Widersacher aus. Die Folge davon war die Stärkung der habsburgischen Hausmacht oder vielmehr deren eigentliche Begründung. Zum deutschen König gewählt wurde Rudolf von Habsburg 1273 und regierte unser altes deutsches Reich bis 1291. Wie es damals um die Königswahl zuging, lesen wir beim Geschichtsschreiber Oswald Redlich in dessen Buch „Rudolf von Habsburg“ ein wenig nach: https://archive.org/details/bub_gb_2IXTAAAAMAAJ
    „Allein wir begegnen ziemlich bald Stimmen – so Aegydius von Orval in Lüttich, der noch vor 1251 schrieb, und dem wahrscheinlich von Reinmar von Zweter herrührenden, um 1250 entstandenen Kurfürstenspruch – welche gleich Eike von Repgow die sechs oder mit Böhmen sieben Fürsten nennen, aber diese Sieben nun nicht mehr bloß als erste Kürende des schon von allen Fürsten gewählten Königs betrachten, sondern sie selber und sie allein ohne jeden Vorbehalt als die electores bezeichnen, als die eigentlichen und alleinigen Wähler. In der Anschauung dieser Zeitgenossen sehen wir ohne weiteres den wichtigsten Übergang vollzogen: aus den sieben Vorwählern sind die sieben alleinigen Wähler geworden. Entsprach dies den Tatsachen? Wir müssen suchen dies anderweitig zu erschließen. Es tritt uns tatsächlich zunächst ein unverkennbarer Vorrang der rheinischen Erzbischöfe vor allen übrigen geistlichen Fürsten alsbald entgegen Vor der Wahl Heinrich Raspes erging am 21. April 1246 „an die Erzbischöfe und die andern wahlberechtigten Fürsten“ der Befehl des Papstes Heinrich zu wählen. Lautet hier die Adresse „an die Erzbischöfe“ auch allgemein, so haben tatsächlich einzig und allein die drei rheinischen Erzbischöfe Heinrich Raspe gewählt. Auch bei Wilhelms Wahl im Jahre 1247 haben die drei Erzbischöfe die Hauptrolle gespielt, wie denn die sächsische Weltchronik und die Trierer Bistumsgeschichte überhaupt nur sie allein als Wähler erwähnen. Bei der Doppelwahl von 1257 ist ihr alleiniges Kurrecht unter den geistlichen Fürsten vollständig unbestritten. Zu gleicher Zeit lässt sich aber ein mindestens eben so wichtiger Vorrang der rheinischen Erzbischöfe in Bezug auf die Regierungstätigkeit des Königs selber beobachten, ein Konsensrecht zu Verfügungen des Königs über Reichsgut. In den letzten Jahrzehnten war unter Friedrich II. zur Rechtsgültigkeit von Verfügungen über Reichsgut, besonders wenn sie mit politischen Interessen zusammenhingen, die Einwilligung der Reichsfürsten für nötig erachtet worden, aber auch nur dieser. Noch 1237 eben bei der Wahl Konrads, die nur von Fürsten vorgenommen worden, „sprechen sie in einem Tone, der ein halbes Jahrhundert später nur noch den Kurfürsten, den Säulen des Reiches anstehen würde“. Die Gegenkönige seit 1246 waren aber Geschöpfe des Papstes und der rheinischen Erzbischöfe. Wilhelms Machtbereich erstreckte sich in seinen ersten Jahren nicht über den Mittel- und Niederrhein hinaus. Der Erzbischof von Köln sagt 1249 in einer Urkunde, womit er für Versprechungen König Wilhelms an den Burggrafen von Kaiserswerth einsteht, dass ihm ganz besonders die Sorge für das Wohl des gesamten Reiches obliege. Die Erzbischöfe greifen direkt ein in das königliche Regiment; ohne sie soll der König nicht über Gut des Reiches verfügen. Unter Wilhelm tritt die Mitbesiegelung königlicher Urkunden durch Fürsten als Form des Konsenses besonders hervor und da findet sich kein Fall, wo nicht die Erzbischöfe von Köln und Mainz oder einer von ihnen Mitbesiegler wäre; war keiner von ihnen anwesend, so sah man überhaupt von Mitbesiegelung ab. Wilhelms Zollverleihung für den Grafen Hermann von Henneberg vom 13. Juli 1252 wird von den Erzbischöfen von Mainz und Köln mitbesiegelt und nur von ihnen, obwohl auch zwei Bischöfe und zwei Herzoge da waren und als Zeugen erscheinen. Und dieser Fall ist noch besonders merkwürdig. Als Graf Hermann den Zoll später im Jahre 1269 an Gottfried von Eppenstein weiterlieh, beruft er sich auf jene Urkunde Wilhelms mit dem Konsens der Erzbischöfe und außerdem auf Willebriefe anderer Kurfürsten, die er sich offenbar später noch erwirkt hatte. Dies ist geradezu ein schlagender Beweis dafür, dass jene Mitbesiegelung von 1252 als kurfürstlicher Konsens der zwei Erzbischöfe aufzufassen ist, dass wir also im Jahre 1252 entschieden ein alleiniges Konsensrecht der drei rheinischen Erzbischöfe vor den übrigen geistlichen Fürsten anzunehmen haben. Dann dürfen wir vermöge des durchlaufenden Parallelismus aber auch annehmen, dass im Jahre 1252 auch die Vorstellung von einem ausschließlichen Wahlrechte der rheinischen Erzbischöfe schon Kraft gewonnen hatte. Und war einmal ein solch doppeltes Vorrecht der drei ersten geistlichen Fürsten entwickelt, dann darf man es als eine geradezu notwendige Konsequenz betrachten, dass ganz ähnlich auch unter den Laienfürsten ein engerer Kreis sich ausschied. Auch da haben wir für das Jahr 1252 in der Nachwahl Wilhelms durch den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg einen Beweis, dass man im nördlichen Deutschland gerade diesen beiden Fürsten vor den andern ein ausschließliches Wahlrecht zuerkannte…“
    Unser Geschichtsforscher Heinrich Kohlrausch kommt in seinen „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ nun zum Heimgang und zur Würdigung unseres Königs Rudolfs des Ersten: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10016311
    „Schon in Erfurt hatte sich eine auffallende Abnahme der Kräfte an ihm gezeigt; sie wurde noch merklicher, als er jetzt an der Seite seiner jungen Gemahlin weiter zog; – Rudolf hatte sich nämlich im Jahre 1284, nachdem seine treue Gemahlin Anna drei Jahre zuvor gestorben war, nach dem Wunsche seiner Getreuen, die seinen alten Frohsinn dadurch wieder zu erwecken glaubten, mit Isabella von Burgund vermählt, die sich als Königin Agnes nannte. Mit seltener Anmut und Lieblichkeit begabt, pflegte sie des bejahrten Gemahls als treue Begleiterin auf seinen ferneren, arbeitsvollen Zügen. An ihrer Seite saß er zu Germersheim am Brettspiel, als sich ihm sein Arzt nahte und nach seiner Pflicht sein nicht mehr fernes Ende verkündigte. Ohne seine Fassung irgend zu verlieren, rief der greise Held: „Wohlauf nach Speyer, da mehr meiner Vorfahren sind, die auch Könige waren! Daß niemand mich hinzuführen braucht, will ich selbst zu ihnen reiten!“ Er reiste ab; mit ihm waren seine Gemahlin, seine Schwiegertochter Agnes, Witwe seines Sohnes Rudolf, und sein Schwiegersohn Ludwig von Bayern, der treue Freund. Am 14. Juli kam er in Speyer an, am 15. schon, als habe er durch seinen kräftigen Willen das Leben festgehalten, um neben den Kaisergräbern zu sterben, starb er, bis zum letzten Augenblicke der Sinne und der Sprache mächtig, im 74sten Jahre seines Alters. Er ward begraben im Dome neben Philipp, dem Hohenstaufen, welchen Platz er sich selbst gewählt hatte. Sein Leichenstein enthielt sein Bild und ist noch vorhanden, obgleich die Barbarei der Franzosen unter Ludwig XIV. die Gräber der deutschen Könige verwüstet hat. Das Leben unseres Königs Rudolf hat Zeugnis abgelegt für seine Tüchtigkeit, seine Manneskraft, seinen klaren Verstand und seine Redlichkeit. Noch lange nachher blieb in Deutschland das Wort: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!“ Er hat das Kaisertum nicht zu seinem alten Glanze hergestellt, da es die Grenzen der Christenheit zu umfassen strebte; die Zeiten waren dahin; er würde seine Kraft vergeblich für ein solches Ziel verschwendet haben. Aber er hat in Deutschland selbst für Recht und Ordnung aus das Ernstlichste gekämpft und einen Zustand hergestellt, wie ihn das Vaterland lange nicht gesehen hatte. Durch seine männliche Ritterlichkeit und seine einfachen Sitten stand er dem Volke näher; er ist ein wahrhaft volkstümlicher König gewesen und sein Andenken ist noch lange in vielen Erzählungen von seinen Taten, seinen ernsten und scherzhaften Reden im Munde des Volks bewahrt worden. Wie auch Karl der Große, aber erst später, durch den Glanz und die Farben der Dichtung verherrlicht, im Munde des Volkes war, so Rudolf, man möchte sagen, in der schlichten Prosa der Volkserzählung, dem Charakter seiner Zeit gemäß, die nun schon den höheren Schwung der poetischen Erhebung verloren hatte. Die meisten dieser Erzählungen rühren von Zeitgenossen her und sind gewiß aus wirkliche Vorgange gegründet; sie tragen den Charakter des Königs an sich. Wir heben einige derselben zum Schlusse heraus, um den biedern König auch von dieser Seite zu schildern. Die einfache Gottesfurcht, die in ihm lebte, zeigte sich schon vor seiner Wahl bei einer Gelegenheit, welche gewiß seinen Namen, wo er schon damals genannt wurde, den Geistlichen und dem Volke wert machte. Einst nämlich begegnete er auf der Jagd an einem vom Regen angeschwollenen Waldbache einem Priester, das Hochwürdigste tragend, um einem Kranken den letzten Trost zu bringen; der Priester zagte vor dem brausenden Wasser; da stieg Graf Rudolf vom Pferde, hob den Priester hinauf und führte selbst das Pferd am Zügel durch den Bach; dann schenkte er dem Priester das Pferd, welches ihn mit dem heiligen Sakramente getragen habe. Diese Begebenheit wird in vielen Zeitbüchern erzählt; die Sage mag noch hinzugefügt haben , daß eben dieser Priester nachher Kaplan des Erzbischofs Werner von Mainz geworden sei und diesen zuerst auf den Grafen Rudolf aufmerksam gemacht habe…“

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