Georg Wilhelm Friedrich Hegel

In Stuttgart erblickte im Jahre 1770 unser großer deutscher Denker Georg Wilhelm Friedrich Hegel das Licht der Welt. Dieser legte eine ansehnliche Gelehrtenlaufbahn hin und war zuletzt Professor für Philosophie in Berlin. Mag der Nietzsche auch spotten, daß der verheiratete Philosoph in die Komödie gehört, so hat unser Hegel doch im Jahre 1811 Marie von Tucher geheiratet und mit ihr zwei Söhne gezeugt, ein dritter kam unehelicher Weise mit Christiane Charlotte Burckhardt hinzu. Die bedeutendsten Werke unseres Hegels heißen „Wissenschaft der Logik“, „Phänomenologie des Geistes“, „Grundlinien der Philosophie des Rechts“, „Philosophie der Geschichte“, „Philosophie der Religion“, „Über die Ästhetik“, „Geschichte der Philosophie“, „Die Positivität der christlichen Religion“, „Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus“, „Der Geist des Christentums und sein Schicksal“, „Die Verfassung Deutschlands“, „Über die wissenschaftlichen Behandlungsarten des Naturrechts“ und „Wer denkt abstrakt?“ (und wie immer bei den Geburtstagsfeiern für unsere deutschen Denker muß man sich einen schönen Auszug aus dessen Werken heraussuchen); als gebürtiger Stuttgarter suche ich mir für unseren Hegel das Schwabenlied aus: https://www.youtube.com/watch?v=cgZorParr2Y

„Kennt ihr das Land in deutschen Gauen,

das schönste dort am Neckarstrand.

Die grünen Rebenhügel schauen

ins Tal von hoher Felsenwand.

Es ist das Land, das mich gebar,

wo meiner Väter Wiege stand;

drum sing‘ ich heut und immerdar:

das schöne Schwaben ist mein Heimatland!

Kennt ihr das Land in deutschen Gauen,

mit Wald und Flur so reich bekränzt,

wo auf den weiten, reichen Auen

im Sonnenschein die Ähre glänzt?

Es ist das Land, das mich gebar,

wo meiner Väter Wiege stand;

drum sing‘ ich heut und immerdar:

das schöne Schwaben ist mein Heimatland!

Kennt ihr das Land in deutschen Gauen,

wo Tann‘ und Efeu immer grün,

wo starke Männer, edle Frauen

in deutscher Kraft und Sitte blühn?

Es ist das Land, das mich gebar,

wo meiner Väter Wiege stand;

drum sing‘ ich heut und immerdar:

das schöne Schwaben ist mein Heimatland!

Kennt ihr das Volk im deutschen Süden,

so oft bewährt in Kampf und Streit,

dem zwischen seiner Wälder Frieden

so frisch die deutsche Kraft gedeiht?

Ja, wackre Deutsche laßt uns sein,

drauf reichet euch die deutsche Hand;

denn Schwabenland ist’s nicht allein,

das ganze Deutschland ist mein Heimatland!“

Von unserem deutschen Geist lasse ich unseren Hegel in seiner „Philosophie der Geschichte“ euch zur Feier des Tages ein wenig erzählen: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-1657/38

„Der germanische Geist ist der Geist der neuen Welt, deren Zweck die Realisierung der absoluten Wahrheit als der unendlichen Selbstbestimmung der Freiheit ist, der Freiheit, die ihre absolute Form selbst zum Inhalte hat. Die Bestimmung der germanischen Völker ist, Träger des christlichen Prinzips abzugeben. Der Grundsatz der geistigen Freiheit, das Prinzip der Versöhnung, wurde in die noch unbefangenen ungebildeten Gemüter jener Völker gelegt, und es wurde diesen aufgegeben, im Dienste des Weltgeistes den Begriff der wahrhaften Freiheit nicht nur zur religiösen Substanz zu haben, sondern auch in der Welt aus dem subjektiven Selbstbewußtsein frei zu produzieren. Wenn wir nun zur Einteilung der germanischen Welt in ihre Perioden übergehen, so ist sogleich zu bemerken, daß sie nicht wie bei den Griechen und Römern durch die doppelte Beziehung nach außen, rückwärts zu dem früheren welthistorischen Volke und vorwärts zu dem spätern, gemacht werden kann. Die Geschichte zeigt, daß der Gang der Entwicklung bei diesen Völkern ein ganz verschiedener war. Die Griechen und Römer waren gereift in sich, als sie sich nach außen wendeten. Umgekehrt haben die Germanen damit angefangen, aus sich herauszuströmen, die Welt zu überschwemmen und die in sich morschen und ausgehöhlten Staaten der gebildeten Völker sich zu unterwerfen. Dann erst hat ihre Entwicklung begonnen, angezündet an einer fremden Kultur, fremden Religion, Staatsbildung und Gesetzgebung. Sie haben sich durch das Aufnehmen und Überwinden des Fremden in sich gebildet, und ihre Geschichte ist vielmehr ein Insichgehen und Beziehen auf sich selbst. Allerdings hat auch die Abendwelt in den Kreuzzügen, in der Entdeckung und Eroberung von Amerika sich außerhalb begeben, aber sie kam da nicht in Berührung mit einem ihr vorangegangenen welthistorischen Volke, sie verdrängte da nicht ein Prinzip, das bisher die Welt beherrscht hatte. Die Beziehung nach außen begleitet hier nur die Geschichte, bringt nicht wesentliche Veränderungen in der Natur der Zustände mit sich, sondern trägt vielmehr das Gepräge der inneren Evolutionen an sich. – Das Verhältnis nach außen ist also ein ganz andres als bei den Griechen und Römern. Denn die christliche Welt ist die Welt der Vollendung; das Prinzip ist erfüllt, und damit ist das Ende der Tage voll geworden: die Idee kann im Christentume nichts Unbefriedigtes mehr sehen. Die Kirche ist zwar einerseits für die Individuen Vorbereitung für die Ewigkeit als Zukunft, insofern die einzelnen Subjekte als solche immer noch in der Partikularität stehen; aber die Kirche hat auch den Geist Gottes in sich gegenwärtig, sie vergibt dem Sünder und ist das gegenwärtige Himmelreich. So hat denn die christliche Welt kein absolutes Außen mehr, sondern nur ein relatives, das an sich überwunden ist, und in Ansehung dessen es nur darum zu tun ist, auch zur Erscheinung zu bringen, daß es überwunden ist. Hieraus folgt, daß die Beziehung nach außen nicht mehr das Bestimmende in betreff der Epochen der modernen Welt ist. Es ist also ein andres Prinzip der Einteilung aufzusuchen. Die germanische Welt hat die römische Bildung und Religion als fertig aufgenommen. Es war wohl eine deutsche und nordische Religion vorhanden, aber sie hatte auf keine Weise feste Wurzeln im Geiste gefaßt: Tacitus nennt daher die Germanen securi adversus deos. Die christliche Religion nun, welche sie annahmen, war durch die Konzilien und Kirchenväter, welche die ganze Bildung, insbesondere die Philosophie der griechischen und römischen Welt besaßen, ein fertiges dogmatisches System geworden, so wie die Kirche eine ganz ausgebildete Hierarchie. Der eignen Volkssprache der Germanen setzte ebenso die Kirche eine ganz ausgebildete, die lateinische, entgegen. In Kunst und Philosophie war dieselbe Fremdartigkeit. Was an der alexandrinischen und formell aristotelischen Philosophie in den Schriften des Boëthius und sonst noch aufbewahrt war, das ist nun das Bleibende auf viele Jahrhunderte für das Abendland geworden. Auch in der Form der weltlichen Herrschaft war derselbe Zusammenhang: gotische und andre Fürsten ließen sich Patrizier von Rom nennen, und später wurde das römische Kaisertum wiederhergestellt. So scheint die germanische Welt äußerlich nur eine Fortsetzung der römischen zu sein. Aber es lebte in ihr ein vollkommen neuer Geist, aus welchem sich nun die Welt regenerieren mußte, nämlich der freie Geist, der auf sich selbst beruht, der absolute Eigensinn der Subjektivität. Dieser Innigkeit steht der Inhalt als absolutes Anderssein gegenüber. Der Unterschied und Gegensatz, der sich aus diesen Prinzipien entwickelt, ist der von Kirche und Staat. Auf der einen Seite bildet sich die Kirche aus, als das Dasein der absoluten Wahrheit; denn sie ist das Bewußtsein dieser Wahrheit und zugleich die Wirksamkeit, daß das Subjekt ihr gemäß werde. Auf der andern Seite steht das weltliche Bewußtsein, welches mit seinen Zwecken in der Welt steht, – der Staat, vom Gemüt, der Treue, der Subjektivität überhaupt ausgehend. Die europäische Geschichte ist die Darstellung der Entwicklung eines jeden dieser Prinzipien für sich, in Kirche und Staat, dann des Gegensatzes von beiden nicht nur gegeneinander, sondern in jedem derselben, da jedes selbst die Totalität ist, und endlich der Versöhnung dieses Gegensatzes…“

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