Niccolo Machiavelli

In Florenz wurde 1469 der große Staatslehrer, Dichter und Geschichtsschreiber Niccolo Machiavelli geboren und da dieser viele unserer großen deutschen Denker wie Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Nietzsche oder Carl Schmitt beeinflußt hat, wollen wir seinen Geburtstag ein wenig mitfeiern (obwohl wir ihn ja auch den Italienern ganz und gar rauben könnten, Stichwort: Reichsitalien). Namentlich unser Fichte hat in seinen berühmten Reden an unsere deutsche Nation ausdrücklich auf Machiavelli bezogen und sogar eine kleine Abhandlung über diesen als Schriftsteller verfaßt. Besonders der Aufruf Machiavellis, Italien von den fremden Mächten zu befreien, hat es ihm angetan. Einen Denker feiert man wie die Dichter am Besten mit ihren Werken und so wollen wir es auch mit dem Machiavelli halten. Von den Vorteilen des Heidentums lasse ich den Machiavelli in seinen „Erörterungen über die erste Dekade des Titus Livius“ – kurz Discorsi genannt – erzählen (wobei er versucht dem Christentum eine goldene Brücke zum staatlichen und wehrhaften Dasein zu bauen): https://archive.org/details/errterungenberd00machgoog

„Beim Nachdenken über die Ursache der stärkeren Freiheitsliebe bei den Völkern jener alten als der neuen Zeiten, glaub ich, daß es eben die sei, die die geringere Tapferkeit der jetzigen Menschen veranlaßt, nämlich die Verschiedenheit unsrer Erziehung und der Erziehung der Alten, welche wiederum in der Verschiedenheit unserer und der alten Religion liegt; denn da unsre Religion uns die Wahrheit und den rechten Weg gezeigt hat, so hat sie uns gegen die Ehre der Welt gleichgültiger gemacht, wogegen die Heiden, die diese Ehre sehr hoch schätzten, und das höchste Gut in selbige setzten, in ihren Handlungen viel kühner waren. Man kann dieses auch aus vielen ihrer Einrichtungen sehen, und darf nur die Pracht ihrer Opfer mit der Demut der unsrigen vergleichen, bei denen eine mehr feine als glänzende Pracht herrscht, und keine Handlung vorgeht, die eine gewisse Wildheit oder Kühnheit erfordert. Außer der Pracht und Herrlichkeit der Gebräuche, kam noch die blutige und grausame Begehung der Opfer durch das Schlachten so vieler Tiere hinzu. Da nun dieser Anblick schrecklich war, so machte er die Leute auch kühn und furchtbar. Die alte Religion vergötterte nur solche Menschen, die in der Welt großen Ruhm erhalten, wie Befehlshaber der Armeen und Vorsteher von Republiken; unsre Religion dagegen hat mehr demütige und ein bloß betrachtendes Leben führende Menschen, als tätige Leute selig gesprochen. Ferner hat sie das höchste Gut in Demut, Unterwürfigkeit und Verachtung menschlicher Dinge gesetzt: Das höchste Gut der andern war großer Mut, Leibeskräfte und alles, was Menschen recht herzhaft zu machen fähig ist. Und erfordert gleich unsre Religion eine gewisse Stärke, so verlangt sie doch, daß man diese Stärke mehr durch größere Fähigkeit zum Leiden, als durch eine kühne Tat äußern soll. Diese Art zu leben scheint also die Welt schwach gemacht und bösartigen Menschen zur Heute hingegeben zu haben, die forthin in aller Sicherheit über sie herrschen, nachdem sie eingesehen, wie der große Haufen der Menschen, um in das Paradies zu kommen, mehr darauf bedacht ist, Beleidigungen zu ertragen, als Beleidigungen zu rächen. Scheint indessen gleich die Welt weibisch geworden, und der Himmel entwaffnet zu sein, so kommt doch dieses unfehlbar mehr von der Feigheit der Menschen her, die unsre Religion zum Vorteil des Müßiggangs, und nicht zum Vorteil der Tapferkeit ausgelegt haben. Denn wenn sie nur erwägen wollten, daß sie die Erhebung und Verteidigung des Vaterlandes zuläßt, so würden sie zugleich einsehen, daß sie von uns fordert, es zu lieben, es zu ehren, und uns in den Stand zu setzen, es verteidigen zu können. Dergleichen Erziehung und falsche Auslegungen sind also Schuld, daß man in der Welt nicht mehr so viel Republiken, wie zu alten Zeiten, sieht, und mithin auch unter den Völkern nicht mehr so viel Liebe zur Freiheit als damals antrifft…“

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